[1989] 3. Das Ey, des -es, plur. die -er, Dimin. das Eychen, Oberd. das Eylein. 1) * Ein jeder runder Körper. Wenigstens scheinet diese veraltete Bedeutung die erste und ursprüngliche zu seyn; S. Eiland, welches nach seiner ersten Hälfte hierher gerechnet werden kann, ingleichen Auge, welches im Engl. Eye, und im Dän. Oye, ohne den harten Deutschen Hauchlaut, heißt. Auf dem Lande bey den Flur- und Marksgrenzen werden die kleinen Steine, welche man neben den Grenzsteinen einzugraben pflegt, noch jetzt Eyer oder Steineyer genannt. 2) Das runde Fruchtbehältniß in dem weiblichen Geschlechte der Thiere, worin ein Thier gleicher Art eingeschlossen ist. Jedes Thier wird aus einem Eye gezeuget. S. Eyerstock. Die Eyer der Fische werden mit einem besondern Nahmen Rogen genannt. Besonders führen den Nahmen der Eyer diese Fruchtbehältnisse der Vögel, aus welchen sie Junge ihrer Art auszubrüten pflegen. Eyer legen, von den Vögeln; im Österreichischen dienen. Die[1989] Henne sitzet auf den Eyern, brütet Eyer aus. Er geht als auf Eyern, im gemeinen Leben, er geht behuthsam. Er ist beständig, wie aus dem Ey geschälet, im gemeinen Leben sehr reinlich, zierlich, geputzt.
Gehst du beständig so, wie aus dem Ey geschälet?
Zachar.
Gesottene Eyer, Eyer auf Butter schlagen, gebackene Eyer, gerührte Eyer, gesetzte, gestürzte Eyer, sauere Eyer, verlorne Eyer u.s.f. sind in den Küchen bekannte Arten der Zurichtung dieser Eyer. Die Testikeln des männlichen Geschlechtes werden im gemeinen Leben so wohl bey Menschen als Thieren, wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, figürlich gleichfalls Eyer genannt. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried und Tatian Ei, in den Monseeischen Glossen Eig, im Schwabensp. Ai, in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt Aig, Ay, Oey, und im Plural Aiger, Oeyer, Oyer, im Nieders. Ei, im Holländ. Ey, im Schwed. Egg, im Dän. Äg, Eg, im Isländ. Egg, im Angels. Aeg, im Engl. Egg, im Wallis. Wy, Uy, im Pohln. Iaic, Iaica, im Böhm. Weitz, im Latein. Ouum, im Griech. ωον, im Franz. Oeuf, im Ital. Occo, im Span. Hueue; welche Wörter ihre Verwandtschaft wohl nicht verläugnen können, wenn man das Zufällige der Mund- und Völkerarten davon abrechnet.