Feinheit, die

[88] Die Feinheit, plur. die -en. 1. Die feine Beschaffenheit einer Sache, ohne Plural. 1) In der ersten Hauptbedeutung des Beywortes, wo es doch nur zuweilen in der dritten figürlichen Bedeutung gebraucht wird. Die Feinheit der Lebensart. Noch mehr 2) in der zweyten Hauptbedeutung, und deren sämmtlichen Unterarten. (a) Die Feinheit des Tuches, der Leinwand, des Garnes, des Pulvers u.s.f. (b) Die Feinheit des Zuckers, des Goldes, des Silbers u.s.f. (c) Die Feinheit einer Waare, wenn sie mit besonderm Fleiße verfertiget ist. Die Feinheit des Pinsels, des Ausdruckes, bey den Mahlern, wenn der Charakter eines Gegenstandes nach allen, auch den kleinsten Zügen bezeichnet wird. (d) Die Feinheit eines Gedankens, einer Antwort, eines Lobes u.s.f. wenn nur ein Theil des Gegenstandes vorgestellet wird, und man den andern mit Wohlgefallen errathen läßt. (e) Die Feinheit des Geschmackes, dessen Vermögen auch die kleinsten Schönheiten und Fehler zu empfinden. (f) Die Geschicklichkeit, bey seinen Handlungen seine wahren Absichten zu verbergen. 2. Feine Dinge selbst, doch nur in einigen figürlichen Fällen der zweyten Hauptbedeutung, feine Gedanken, feine Züge, feine Wendungen. Ein Gedicht, ein Gemählde, welches viele Feinheiten enthält.

Anm. Im gemeinen Leben ist statt dieses Hauptwortes auch zuweilen Feinigkeit üblich, welches aber im Hochdeutschen unedel und ungewöhnlich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 88.
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