Fleck, der

[192] Der Flêck, des -es, plur. die -e, Diminut. das Fleckchen, Oberd. das Flecklein; ein Wort, welches in einer doppelten Bedeutung üblich ist.

1. Ein unbestimmter, gemeiniglich kleiner Theil der Erdfläche, der Platz, die Stelle, in der gemeinen und vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen. 1) Ein kleiner Theil der Erdfläche. Ein Fleck Landes. Ein Fleck Acker. Ein Fleck Wiesen. Er hat einen ansehnlichen Fleck Waldes geschenkt bekommen. Es ist noch ein guter Fleck hin. Ein Grasefleck. Kein Ort war ihr mehr angenehm,


Kein Fleck zur Weide mehr bequem,

Rost.


Sprich, wenn der Junker selbst sein Feld bestellen könnte

Ob er uns wohl ein Fleckchen Acker gönnte,

Willam.


2) Die Stelle, ein bestimmter Theil des Raumes. Hier auf diesem Flecke lag es. Habe ich den rechten Fleck getroffen! Gehe mir nicht vom Flecke.


Gib nur den Schöps heraus, eh geh' ich nicht vom Flecke,

Rost.


Sie schweigt und gräbt getrost. Ha, ha, nun klingt es hohl,

Nun wird der rechte Fleck bald kommen,

Gell.


nehmlich, wo der Schatz lag. Mit allen den schönen Einfällen kommen wir nicht vom Flecke.

2. Ein Stück eines Ganzen; auch nur in der vertraulichen und gemeinen Sprechart. 1) Ein abgerissenes oder abgeschnittenes Stück Zeug, Leder u.s.f. ein Lappen; in den gemeinen Mundarten auch ein Flicken. Einen Fleck aufsetzen, auf den zerrissenen Theil eines Kleides oder eines Schuhes. Den Fleck neben das Loch setzen. Flecke auf die Schuhe setzen, S. Beflecken und Fleckeln. In welcher Bedeutung in der niedrigen Mundart der Meißner der Plural auch Flecker lautet. Die Stücke Rindsleder, woraus die Schuster die Absätze zusammen setzen, heißen bey ihnen gleichfalls Flecke, ingleichen Köder.


Kaum hatte noch des Schneiders Hand

Dem Affen ein erflickt Gewand

Von bunten Flecken umgehangen,

Gell.


2) Ein abgeschnittenes Stück Zeuges zu einem gewissen Gebrauche, ingleichen verschiedene solchen Stücken ähnliche Theile der Kleidung, besonders im Oberdeutschen. Ein Haubenfleck, ein Stück Zeuges zu einer Haube. Ein Brustfleck, S. dieses Wort. In und um Nürnberg führet die Schürze den Nahmen des Fleckes und an andern Oberdeutschen Orten des Vorfleckes. Ein Spitzenfleck, eine Spitzenschürze. Ein Hausfleck, eine Hausschürze u.s.f. 3) Stücke von den Gedärmen und Eingeweiden der Thiere, in den Küchen und bey den Fleischern. Eine Pastete von Flecken. S. Flecksieder.

Anm. In der ersten Hauptbedeutung gehöret dieses Wort unstreitig zu Fläche und flach, Nieders. Flak. In eben dieser Mundart ist Flagge, Flak und Blek, ein Stück Landes, Plack. Placke aber ein flaches Stück Landes. In der zweyten Bedeutung lautet es im Nieders. Flicke, Flak, Black und Placke, im Angels. Flicce, Floh, im Engl. Flitsch, Flaw, im Wallis. Fflaw, im Böhm. Fleck, im Schwed. Flack und Flik, alle in der Bedeutung eines Lappens, eines Stückes. Im Nieders. sind Plaggen platte, ausgestochene Nasen. Die zweyte Bedeutung läßt sich füglich mit der ersten verbinden; allein da fläcka im Schwed. und fleika im Isländ. spalten, theilen, bedeutet, so stehet es dahin, ob Fleck und das folgende Flecken, in der Bedeutung eines Stückes, nicht ein von Fleck, die Fläche, Stelle, verschiedenes Wort ist, wenn sich nicht erweisen lässet, daß fläcka, theilen, von Fleck, ein Stück, abstammet. S. Flicken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 192-193.
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