Flocke (2), die

[214] 2. Die Flocke, plur. die -n, Diminut. das Flöckchen, Oberd. Flöcklein, ein jedes Büschel leichter und lockrer Materie, welches bey dem geringsten Hauche in die Höhe flieget. Von der Art sind die Schneeflocken, welche aus weich gefrornen Dünsten bestehen. Bey den Tuchmachern sind Flocken die wollenen Haare, welche bey dem Rauhen der Tücher in den Karten hängen bleiben. Ein großer Flocken heißt in den niedrigen Mundarten ein Flausch. Im Bergbaue sind die Flocken figürlich Stücke eines festern Gesteines, welche unter lockern Gesteinarten gleichsam angeflogen[214] sind, und dem Bergmanne im Arbeiten wie Glas in die Augen fliegen, der sie nach dem Muster der Niedersachsen auch wohl Floggen und Flugen nennet.

Anm. Dieses Wort lautet in den Monseeischen Glossen Flocho, im Nieders. Flog, Flokke, Flugtjen, im Dän. Flog, im Engl. Flake, im Lat. Floccus, im Ital. Fiocco, im Epirotischen Flochete, wo Flacha auch eine Flamme bedeutet, S. Flackern. Es stammet von fliegen ab, weil ein Flocken sehr leicht in die Höhe flieget. In den Deutschen Mundarten lautet es zuweilen auch der Flock, des -en, plur. die -en, noch häufiger aber der Flocken, und daher kommt es auch, daß in den Zusammensetzungen bald Flock – bald aber auch Flocken – üblich ist. S. Locke, aus welchem dieses Wort durch Vorsetzung des Blaselautes gebildet ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 214-215.
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