[383] G, der siebente Buchstab des Deutschen Alphabetes, welcher mit dem Gaumen ausgesprochen wird, und gemeiniglich härter lautet, als ein j, und gelinder als ch und k.
Ich sage gemeiniglich, weil diese allgemeine Regel noch manche, so wohl richtige als unrichtige Ausnahmen leidet. Am häufigsten findet diese Aussprache, welche mit der Aussprache des Ital. gh und Franz. gu überein kommt, Statt, zu Anfange eines Wortes oder einer Sylbe. Gabe, Glaube, bringen, Grab, Glocke, Glucke, Grube, gehen, hängen, tragen, Gork, ungern. Freylich machen die Mundarten hier allerley Abweichungen, aber das sind Landschaftsfehler und keine Ausnahmen. So pflegen die Niedersachsen, welche natürliche Feinde aller Hauchlaute sind, ingleichen die Schlesier u.a.m. diesen Buchstab zu Anfange eines Wortes gern wie ein gelindes k auszusprechen. Klocke, Kork, Klaube, Knade, keben, kehen, Kott, Kuckuk, Krume, für Glocke, Gork u.s.f. Hingegen sprechen andere Mundarten, z.B. die Märkische, dieses g so schlüpfrig aus wie ein j; jähnen, jäscht, jäschen, jischen, jäten, jern, Jott u.s.f. welche Wörter doch so wohl der echten Hochdeutschen Aussprache, als der Abstammung nach, insgesammt eines G erfordern. Jäh, jählings, Jachzorn lassen sich entschuldigen, weil in dem davon abstammenden Jagen das J sehr alt und allgemein ist, dagegen gehen, welches gleichfalls zu diesem Geschlechte gehöret, seinem g treuer geblieben ist.
Eben diese Aussprache behält es, wenn es am Ende eines Wortes oder einer Sylbe nach einem gedehnten Selbstlauter stehet; der Weg, Krieg, Sieg, Tag, Steg, Flug, Erfolg, Vertrag, Zug, Zweig, Zeug, er trug, trüglich, möglich, kläglich, behäglich; ungeachtet es auch hier nicht an Mundarten fehlet, welche in allen diesen Stellen ein gelindes k hören lassen. Mit mehrerm Rechte lautet dieser Buchstab wie ein gelindes k, wenn er am Ende eines Wortes oder einer Sylbe nach einem geschärften Selbstlauter stehet; weg, besonders wenn ein n in einer und eben derselben Sylbe vorher gehet; Gesang, jung, Jüngling, Gang, lang, länglich, verfänglich, hing, Fang, Dung, Häring, Hang, Hornung, Klang, Rang, Ring, Schwung, Sprung, ursprünglich, Strang, Zwang, Ding. Wenn aber ein solches Wort am Ende wächset, so nimmt das g seinen eigenthümlichen gelinderen Laut wieder an, weil es alsdann nicht mehr zur vorher gehenden Sylbe gehöret; Gesänge, sie sangen, länger, gefangen u.s.f.
Nach dem r wird es von den meisten, und vielleicht auch richtigsten Mundarten gelinde gesprochen; arg, karg, Berg, Werg, Sarg, verbarg, Burg u.s.f. ungeachtet auch hier viele ein gelindes k hören lassen.
Eine Ausnahme von der oben gegebenen Regel macht die Endsylbe ig, wo das g beständig gelinde lautet, wenn gleich das i geschärft ist; Essig, Fittig, Lattig, Pfennig, Rettig, Käfig, steinig, dreytägig, felsig, vierfüßig u.s.f.
Das g wird selten verdoppelt; geschiehet es aber, so spricht man beyde gelinde aus; Egge, Dogge, Toggenburg. Ulphilas schrieb dieses gg nach Art der Griechen für ng; Aggilus für Engel, Aivaggelgo für Evangelium, Tuggo, Zunge, Figgr, Finger. Eben so stehet in dem Fragmente eines Gedichtes auf den Spanischen Krieg bey dem Schilter Spruggen für springen.[383]
Da die eigenthümliche Aussprache dieses Buchstaben der Aussprache des ch so nahe kommt, so ist es kein Wunder, daß beyde so oft in einander übergehen; besonders wenn der gedehnte Vocal vor dem g in der Ableitung in einen geschärften übergehet, da denn das ch nothwendig wird. So schreibt man Gewícht, von wǟgen, Schlácht, von schlāgen, Trácht, von trāgen, gebrácht, von bringen, Jácht, eine Art geschwinder Schiffe, von jāgen, ich móchte, von mogen.
Man hüthe sich, daß man das G, wenn es zu Anfange eines Wortes stehet, nicht alle Mahl für einen Stammlaut halte. In vielen Fällen ist es aus der Vorsylbe ge- entstanden, wie in gönnen von geunnen, Gunst von Ge-anst, gaffen von offen; besonders bey denjenigen Wörtern, welche mit Gl und Gr anfangen, wie in Glied, von Lied, Gleis, von Leis, gleiten, Glas, gleißen, Glaube, glatt, Glasur, Glanz, Gleich, Glimpf, Gras, grauen, graben, Grind, grob, grunzen u.s.f. wo es in manchen Wörtern bloß aus dem Oberdeutschen Hauche h und ch entstanden zu seyn scheinet. S. Ge- und die jetzt angeführten Wörter selbst.