Gegenwart, die

[488] Die Gêgenwart, plur. car. 1) Der Zustand, da man durch seine eigene Substanz ohne moralische Mittelursachen, ja ohne alle Werkzeuge an einem Orte wirken kann, die Anwesenheit. Verspare es bis zu meiner Gegenwart. Er that es in meiner Gegenwart. Seine Gegenwart ist mir verhaßt. Sollte ich ihnen wegen einiger unbedeutenden Worte meine Gegenwart verbiethen? d.i. ihnen verbiethen, sich nicht vor mir sehen zu lassen. Die Gegenwart des Geistes, oder des Gemüthes, die Fertigkeit, sich bey allen Veränderungen seiner selbst bewußt zu seyn, und sich zum Gebrauche der Kräfte seines Geistes im Stande zu befinden, welche einige neuere die Besonnenheit nennen wollen, in der Deutschen Bibel aber Nüchternheit und Wachsamkeit heißt. Er hatte nicht genug Gegenwart des Geistes, um sich geschickt aus der Sache zu ziehen. 2) In weiterer Bedeutung auch zuweilen für Existenz, Daseyn. Die Gegenwart unendlicher Eigenschaften in Gott.

Anm. Schon bey dem Ottfried Geginuuerti, im Nieders. Jagenwardighet, Tegenwardighet. Bey dem Notker ist gagenuuertan sih, sich darstellen, gegenwärtig werden. Von der letzten Hälfte dieses Wortes S. die Anm. zu Antworten. Gegen scheint hier eine Nähe zu bezeichnen. S. Gegen II. 4. 5. Für Gegenwart gebraucht Kero Antuuarta, Ottfried aber Nahwist, Naheseyn. Im Angels. ist anduuerdu gegenwärtig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 488.
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