[558] Gên, das zusammen gezogene Vorwort gegen, welches im Oberdeutschen in allen Bedeutungen dieses Vorwortes sehr häufig ist, und daselbst so wie dieses mit der dritten Endung verbunden wird. Nun mag ein iud das recht wol suchen gen einem eristen, Buch Belial 1472. Er sah das groß Swein lauffen gen im, Theuerd. Als es nun gieng gen dem morgen, ebend.
Der (deren) Trew gen mir war fast wie Stahel,
Hans Sachs.
Weil der König gen Tyro kommen war, 2 Macc. 4, 44. In andern Stellen gebraucht Luther es von der Richtung nach einem Orte mit der vierten Endung. Gen Antiochiam kommen, senden, Apost. Gesch. 15, 22, 30. Gen Mitylenen, Kap. 20, 14. Gen Nicopolin, Tit. 3, 12.
Im Hochdeutschen ist dieses zusammen gezogene Vorwort größten Theils veraltet. Man gebraucht es zwar noch zuweilen vor einigen eigenthümlichen Nahmen der Örter, gen Leipzig, gen Frankfurt reisen, für nach; allein das gehöret in die gemeine Sprechart, und ist auch hier noch ein Überbleibsel des Oberdeutschen. Wohl aber gebraucht man es noch, selbst in der edlen Schreibart, vor dem Worte Himmel, ohne Artikel. Gen Himmel fahren. Sein Herz, seine Augen gen Himmel richten. Seine Hände gen Himmel ausbreiten. Ingleichen in der Seefahrt, die Richtung des Windes zu bezeichnen. Der Wind ist Nord gen Ost.
Anm. Es findet sich diese Zusammenziehung auch in einigen andern Sprachen. Dahin gehören das Schwed. gen oder igen, das Isländ. gen, und das Angels. gean. In den Wörtern Jener, Jenseit, ist das g in ein j übergegangen.