Gespenst, das

[631] Das Gespênst, des -es, plur. die -er eine geistige Substanz, wenn sie unter einer angenommenen Gestalt den Menschen erscheinet; doch am häufigsten nur von solchen Substanzen, welche, wie man sich einbildet, den Menschen nur zur Plage, oder zum Schrecken erscheinen. Ein Gespenst sehen. Es lässet sich ein Gespenst sehen. Figürlich oft ein erdichteter Gegenstand des Schreckens oder der Furcht.

Anm. Im Dän. Gespenst, im Nieders. Gespook, Spook, im Holländ. Spook, Spooksel. Gespenst kommt von dem veralteten spanen, überreden, verführen, her, welches in den Schriftstellern der mittlern Zeiten nicht selten ist, und wovon Spensti und Gispuans bey dem Ottfried, und Kespanst bey dem Kero, Überredung, Verführung bedeutet. Matthesius gebraucht es noch in dieser Bedeutung. Gespenst in der Bedeutung eines Geistes bezeichnet also eigentlich nur ein bösartiges Wesen, welches die Menschen zu verführen oder doch zu schrecken sucht. Auf eben diese Art heißt es im Isländ. Puke, vom Angels. paecca, betriegen, wohin auch das Lat. Spectrum gehöret, und im alten Holländ. Talmaschen, vom Schwed. taelja, reitzen, locken, bereden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 631.
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