Gitter, das

[692] Das Gitter, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Gitterchen, Oberd. das Gitterlein, ein jedes Werk das aus parallelen, oder kreuzweise mit einander verbundenen, oder auch verschränkten Stäben bestehet, in der edlen und anständigen Schreibart, so wie in der Sprache des gemeinen Umganges dafür Gatter üblich ist. Das Gitter um einen Altar, in einer Gerichtsstube. Ein eisernes Gitter vor einem Fenster. Ein Gitter an dem Geländer einer Treppe. Siehe, er stehet hinter unserer Wand, und gucket durchs Gitter, Hohel. 2, 9. Die Mutter Gissera heulte durchs Gitter, Richt. 5, 28. In der Zeichnungskunst ist das Gitter ein viereckter Rahmen, dessen innerer Raum mit dünnen Faden durchkreuzet ist, Figuren aus dem Großen in das Kleine zu bringen.

Anm. S. Gatter, wo die Abstammung dieses Wortes bereits gezeiget worden. Herr Stosch glaubt mit Wachtern, daß Gitter bloß zum Durchsehen und Gatter bloß zum Abhalten sey. Allein, weder die Abstammung noch der Gebrauch bestätigen diesen Unterschied. Gatter, Nieders. Gadder, welches übrigens der Abstammung nach richtiger ist, ist vorzüglich der gemeinen, und Gitter vornehmlich der anständigern Sprechart eigen. Sprichw. 7, 6 kommt auch das ohne Noth verlängerte Oberdeutsche Gegitter vor. Popowitsch zeiget in seiner Untersuchung von Meere S. 316, daß die Österreichische und Steiermärkische Mundart kein Gitter kennet, sondern in allen Fällen Gatter schreibt und spricht, ob sie gleich das a, wenn ein Fenstergitter gemeinet wird, etwas heller hören lässet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 692.
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