[714] Gleichgültig, -er, -ste, adj. et adv. gleiche Geltung, Gültigkeit oder Werth habend, entweder absolute, oder doch in Ansehung unserer Empfindung. 1. Objective, in verschiedenen Bedeutungen der Wörter gleich und gelten. 1) Gleichgültige Münze, welche einerley Werth und Cours hat. Gleichgültige Wörter, in der Sprachkunst, welche einerley Gegenstand, und in engerer Bedeutung denselben auch mit einerley Umständen und Nebenbegriffen bezeichnen, dergleichen es im schärfsten Verstande gar nicht, wohl aber unter verschiedenen Umständen gibt. Um der Vieldeutigkeit des Wortes gleichgültig willen, nennet man diese Wörter lieber gleichbedeutende oder gleichdeutige. Die Freyheit ist oft ein gleichgültiger Ausdruck des Gewissens, wird oft für das Gewissen gebraucht. Gleichgültige Sylben, ancipites, in der Prosodie, welche lang und kurz gebraucht werden können; gleichzeitige. Es ist nicht gleichgültig, (gilt nicht gleich viel,) was ein Prediger seinen Zuhörern vorträgt. Gleichgültige Handlungen, in der Sittenlehre, welche keinen sittlichen Werth haben, weder gut noch böse sind. Zuweilen sind auch gleichgültige Dinge, unerhebliche, unwichtige, welche von keinen merklichen Folgen sind. 2) Von der Übereinstimmung desjenigen in zwey Dingen, worauf man vermöge eines gewissen Endzweckes siehet. Es ist mir sehr gleichgültig, ob du kommst, oder wegbleibest. Ingleichen auch von Dingen, gegen welche man weder Lust noch Unlust, weder Liebe noch Haß empfindet. Dieser Mensch ist mir sehr gleichgültig. Wenn bin ich ihnen denn so gleichgültig geworden? Gell. 2. Subjective, weder Lust noch Unlust über etwas empfindend und in diesem Zustande der Empfindung gegründet, gleichmüthig; eine Fortsetzung der[714] vorigen Figur. Gleichgültig gegen das Unglück anderer seyn. Gegen einen Gegenstand sehr gleichgültig bleiben. Ein kalter gleichgültiger Mensch. Sie that gegen ihren Mann sehr gleichgültig. Eine gleichgültige Miene. Die gleihgültige und schläfrige Art des Vortrages.