Grübeln

[821] Grübeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und das Iterativum, zugleich aber auch das Diminutivum des folgenden Zeitwortes gruben, graben, ist, in kleinen Stücken heraus graben. 1) Eigentlich, wo es nur in einigen Fällen üblich ist. In der Nase grübeln, d.i. mit dem Finger in der Nase herum graben. In einem andern Verstande pflegen die Kinder in einigen Gegenden ein gewisses Spiel das Grübeln zu nennen, wo sie Nüsse in kleine Gruben werfen. S. Grübelnuß. 2) Figürlich, einer Sache nach allen auch den kleinsten Umständen mühsam nachdenken, so wohl im guten Verstande, als auch im nachtheiligen, mühsame aber unnütze, vergebliche Betrachtungen und Untersuchungen anstellen. Über die Dreyeinigkeit Gottes grübeln. Mancher grübelt den ganzen Tag,[821] und stiftet nicht den geringsten Nutzen damit. So auch in den Zusammensetzungen ausgrübeln, ergrübeln, nachgrübeln. S. Grübler.

Anm. Schon Ottfried gebraucht grubilen für forschen in gutem Verstande. Im Schwed. lautet dieses Wort grubbla und gräfla, im Dän. gruble, im Isländ. griefla. Im Ital. ist gruffolare wühlen. Die Niedersachsen gebrauchen dafür klüsern, ein von den Mönchsklausen, Nieders. Kluse, hergenommenes Bild; ingleichen kluven, klauben. S. auch 2. Grille.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 821-822.
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