Grünen

[838] Grünen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1. Grün werden; wo es doch nur in figürlicher Bedeutung üblich ist. 1) Von Gewächsen, mit grünem Laube, mit grünen Blättern bekleidet werden. Es gruonet wol die linde breit, Dietmar von Ast. Der Weinstock grünete, wuchs und blühete, 1 Mos. 40, 10. Ein Baum grünet doch wieder vom Geruch des Wassers, Hiob 14, 9. Mose fand den Stecken Aarons grünen, 4 Mos. 17, 8. 2) In einen bürgerlichen Wohlstand gerathen; eine veraltete Figur, welche durch den häufigen Gebrauch der Dichter der vorigen Zeiten in Abnahme und Verachtung gerathen ist. 2. Grün seyn, in den beyden vorigen figürlichen Fällen.


Ihm düften frühe Violen,

Ihm grünt der Erde beschattete Schooß,

Utz.


In dem zweyten wird es in der edlen Schreibart gleichfalls wenig mehr gebraucht. Der biblische Gebrauch, in gutem Andenken seyn, ist im Hochdeutschen gleichfalls ungewöhnlich.

Bey dem Notker und Willeram gruonen, im Holländ. und Nieders. grönen, im Dän. grönnes.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 838.
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