Graus (1), der

[790] 1. Der Graus, des -es, plur. inus. ein im Hochdeutschen meisten Theils, veraltetes Wort, zerbrochene Stücke Stein, Kalk, Lehm u.s.f. zu bezeichnen, besonders so fern sie von eingefallenen oder verwüsteten Gebäuden herrühren. In Staub und Graus zerfallen. Es kommt nur noch zuweilen bey den Dichtern vor, wo es denn auch figürlich eine schlechte, verächtliche Sache bezeichnet.


Der Wust, der schnöde Graus,

Der ganzen Erden Spott,

Opitz.


Der grobkörnige aus kleinen Steinchen bestehende Sand, der im Nieders. Grand genannt wird, und in einigen Gegenden gleichfalls Graus und Grus heißt, ist im Hochdeutschen unter dem Nahmen des Grieses bekannter; S. dieses Wort.

Anm. Im Nieders. und Dän. bedeutet Gruus, im Schwed. Grus, so wohl Schutt, als groben Sand, Gries. Groos ist im Nieders. ein Collectivum, kleine zerriebene Stücke zu bezeichnen, Schwed. Kras; grösen bedeutet eben daselbst zermalmen, zerreiben, Franz. écraser, Schwed. krssa, Engl. to crase, Griech.ῥƞσσω, Grüsener aber einen Mörser, daher es sich von graben, Grapp, Graupe u.s.f. nur in der Ableitungssylbe unterscheidet. S. auch Grütze, Kraut, Rieseln und Reißen. Die taube, leere Erzerde pflegen die Bergleute auch Greus zu nennen. S. Greis.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 790.
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