Gruß, der

[840] Der Grūß, des -es, plur. die Grüße, die Anwünschung alles Guten an eine Person, bey der Begegnung, bey der Ankunft, oder auch bey der Entfernung, und die Worte, womit solches geschiehet. Der Gruß des Engels Gabriel an die Jungfrau Maria, oder der englische Gruß, Luc. 1. Jemanden einen Gruß an einen andern mitgeben, ihm auftragen, den andern in seinem Nahmen zu grüßen. Einem seinen Gruß vermelden lassen, ihm seinen Gruß entbieten, oder senden. Einen Gruß von jemanden ablegen, bringen. Einen Gruß bekommen. Bey den Handwerkern ist die Gebung und Bringung des Grußes, wozu jedes Handwerk seine eigenen Formeln hat, ein sehr wichtiges Stück, indem keiner von einem Orte weggehen und bey einer Innung fortkommen konnte, ohne den Gruß von dem Meister und[840] den Gesellen des Handwerkes empfangen zu haben. S. Handwerksgruß. Seitdem das Französische Compliment in der feinen Welt das Lieblingswort in dieser Bedeutung geworden, ist das Deutsche Gruß sehr aus der Gewohnheit gekommen, so daß es theils nur noch unter geringern Personen, theils von Höhern gegen geringere Personen gebraucht wird. Figürlich werden auch die Zeichen, welche anstatt der Worte in manchen Fällen eingeführet worden, zuweilen der Gruß genannt. Dahin gehöret auch der Gruß der Schiffe, wenn sie einander auf der See begegnen, oder einer Festung nahe kommen, und der entweder in der Lösung einiger Stücke, oder in der Streichung der Flagge, Einreffung der Segel u.s.f. bestehet. Einem Schiffe, einer Festung, den Gruß verweigern. Den Gruß fordern.

Anm. Bey den Schwäbischen Dichtern Gruos, Gruezz, welche es für Gunst, Gewogenheit, der Quelle des Grußes, überhaupt gebrauchten; im Nieders. mit der gewöhnlichen Vertauschung des Zischlautes Groot, Gruet, Grötniß, im Angels. Gretung, im Engl. Greeting. S. das folgende. Tatian übersetzt das Lat. Salutatio durch Wolaqueti, von wohl, und dem veralteten quedan, reden, sprechen, und an einem andern Orte durch Heilizunga.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 840-841.
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