Hülle, die

[1314] Die Hülle, plur. die -n, von dem folgenden Zeitworte, ein Ding, welches ein anderes verhüllet, es den Blicken anderer entziehet, eine Decke; in welcher Bedeutung es nur noch in der edlen und höhern Schreibart üblich ist. Ja sie fallen, die unseligen Hüllen, die meine Augen bisher gefangen hielten. Noch glaubte er sich unter den Hüllen der Verstellung sicher. Wie bald verschwand Sache und Bedeutung, nur Hülle blieb, Herd. So verliert die Raupe ihre berstende Hülle und nimmt die Gestalt eines gefälligen Sommervogels an, Gell. In engerer Bedeutung, die Kleidung, Bekleidung; gleichfalls nur noch in der höhern Schreibart, vornehmlich in verächtlichem Verstande. Im gemeinen Leben gebraucht man es nur noch in der R.A. die Hülle und die Fülle, welche eigentlich Kleider und hinreichende Nahrung, in weiterer Bedeutung aber mit der zweyten Endung des Hauptwortes auch überhaupt eine Menge, einen Überfluß bedeutet. Jammers die Hülle und die Fülle haben, d.i. Jammer im Überflusse. Im engsten Verstande ist Hülle im Niedersächsischen eine Weibermütze; daher denn auch der zweyte Magen des Rindviehes wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt von einigen die Hülle, von andern aber die Haube genannt wird.

Anm. Bey dem Notker ist Heli die Kleidung. Das Hüllen, Es. 25, 7, für die Decke, Verhüllung, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1314.
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