Hürde, die

[1329] Die Hürde, plur. die -n, eine von Ruthen, Zweigen oder Draht geflochtene bewegliche Wand; gemeiniglich nur noch in einigen einzelnen Fällen. Dergleichen sind die von Weiden geflochtenen Hürden, sich in einer Belagerung dahinter zu decken; die Hürden der Tuchmacher, die Wolle darauf zu schlagen; die Darrhürden, worauf das Malz gedarret wird, und welche zuweilen auch von Draht sind; die Käsehürden, die Käse darauf zu trocknen u.a.m. In engerer Bedeutung werden die Schafhürden, oder solche geflochtene Wände, welche den Schafen des Nachts auf dem Felde zur Sicherheit dienen, und an einander gesetzet werden können, Hürden genannt. Die Hürden aufschlagen. Auf 300 Stück Schafe rechnet man 20 Hürden, jede sieben Ellen lang. Wo denn auch wohl der auf solche Art[1329] umschlossene Platz eine Hürde, oder im Plural die Hürden genannt wird.

Anm. Im gemeinen Leben bald Horde und Horte, bald auch Hurte und Hürte, bey den Schwäbischen Dichtern Huirste, im Nieders. Hordt, im Angels. im Diminut. Hyrdl, im Engl. Hurdle, im Griech. κορδυλƞ, im mittlern Lateine Hurdictum. Einige Sprachlehrer leiten es von Herde und Horde ab andere von dem alten hirten, bewahren, S. Hirt. Allein da im Wend. eine solche Hürde mit Versetzung des r Hroda, ein Zaun Hrodz, und zäunen hrodzu, genannt wird, so siehet man bald, daß es auch mit dem Latein. Crates verwandt ist, und entweder zu Ruthe, oder auch zu Haar, so fern solches ehedem auch Baumäste bedeutete, abstammet. S. Krätze. Im mittlern Lateine sind Hardes, und im Franz. Hards und Harcelles, aus weidenen Ruthen geflochtene Stricke, S. Gerte. Wenn es in dem Schwabenspiegel heißt, den, welcher mit Zauberey umgehet, solle man auf einer Hurte verbrennen, so scheinet es hier mehr zu Hort, ein Berg, Haufen, als zu diesem Hürde zu gehören, zumahl da es in dem alten Augsburgischen Stadtrechte ausdrücklich durch Scheiterhaufen erkläret wird. S. Hort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1329-1330.
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