Haben

[875] Haben, verb. irreg. neutr. Präs. ich habe, du hast, er hat, wir haben, ihr habet oder habt, sie haben; Imperf. ich hatte, Conj. ich hätte; Mittelw. gehabt; Imperat. habe. Es nimmt in den vergangenen Zeiten sich selbst zum Hülfsworte an, und ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein für sich gebräuchliches Zeitwort, welches im Deutschen, so wie fast in allen Sprachen, von einem sehr weitläuftigen und mannigfaltigen Gebrauche ist. Seine vornehmsten Bedeutungen mögen etwa folgende seyn.

1. In der Hand halten, mit der Hand, und in weiterer Bedeutung, mit einem Theile seines Leibes berühren und sich dessen bewußt seyn. Haben sie das Buch? – Ja jetzt habe ich es. Ein Schwert in der Hand haben. Ein Kind auf den Armen haben. Schuhe an den Füßen, den Hut auf dem Kopfe, den Degen an der Seite haben. Jemanden bey der Hand haben. Den Aal bey dem Schwanze, den Fisch bey dem Kopfe haben. Eine große Last auf seinen Schultern haben. Ich habe es in der Tasche. Kein Geld bey sich haben. Das hat nichts auf sich, figürlich, hat nichts zu sagen, hat keine wichtigen Folgen. Figürlich auch für nehmen,

hinnehmen, im eigentlichen Verstande. Da, hast du Geld, da nimm hin das Geld. Da, habt ihr das Buch. Hier habt ihr alles was da ist.


Willst du mein Eidam seyn,

So habe sie und meine ganze Liebe,

Gell.


Daß dieses allem Ansehen nach die erste und eigentliche Bedeutung ist, wird aus der Anmerkung erhellen.

2. In weiterer Bedeutung wird dieses Wort, beynahe so wie das Zeitwort seyn, in fast unzähligen Fällen gebraucht, das Daseyn eines Prädicates in, an und um ein Subject, ja oft nur in Beziehung auf dasselbe zu bezeichnen, da denn das Prädicat in den meisten Fällen ein Substantiv ist, so wie es bey dem Zeitworte seyn am häufigsten die Gestalt eines Adverbii hat.

1) Das Verhältniß des Ortes gegen die darin befindlichen Dinge; für enthalten. Das Land hat viele große und schöne Städte. Eine Stadt, welche große Häuser aber nur wenig Einwohner hat. Der Fluß hat kein Wasser. Der Teich hat viele Fische.

2) Das Verhältniß eines Ganzen gegen seine Theile. Ein Pfund hat zwey und dreyßig Loth, eine Ruthe zwölf Fuß, ein Gulden sechzehen Groschen.

3) Das Verhältniß eines Dinges gegen die daran befindlichen Dinge, gegen dessen Eigenschaften und zufälligen Umstände. Der Mensch hat eine vernünftige Seele. Es gibt[875] Thiere, welche sechs Füße haben. Der Igel hat statt der Haare Stacheln. Der Tisch hat vier Ecken. Die Luft hat eine blaue Farbe. Einen großen Verstand, ein böses Herz, vieles Ansehen haben. Gewalt, Macht, Ehre haben. Ehre von etwas haben. Gutes, schlechtes Wetter haben. Friede, Ruhe haben. Einen bösen Traum haben. Ein Ende, einen Anfang haben. Es wird bald ein Ende mit ihm haben. Guten Fortgang, einen schlechten Ausgang haben. Glück, Unglück haben. Ein gutes Gewissen haben. Die Sache kann Folgen haben. Seinen freyen Willen haben. Wer hat die Schuld? Recht, Unrecht haben. Wenn ich das Leben habe. Er hat wenig von seinem Vater, artet ihm nicht nach. Etwas in Gewohnheit, im Gebrauche haben. Alles hat seine Zeit. Eine gute Meinung von jemanden haben. Keinen Zweifel an etwas haben. Keinen Zweifel an etwas haben. Das Nachsehen haben. Einen Fehler an sich haben. Das Fieber, die Wassersucht, das Podagra u.s.f. haben. Ich habe das Herz nicht, ihn darum zu bitten. Streit, Zank, Krieg haben. Mangel, Überfluß haben. Viele Schulden, ein großes Vermögen haben. Er hat das Lob eines rechtschaffenen Mannes. Er hat Erziehung. Die Sache hat keinen Grund.

4) Verschiedene Arten des Verhältnisses gegen die außer uns befindlichen Dinge.

(a) Überhaupt. Du sollst nicht andere Götter haben, d.i. verehren. Einen Vater, vier Kinder, viele Freunde haben. Haben sie Brüder? Viele Weiber haben. Einen guten König haben. Viele Bedienten, ein großes Gefolge haben. Arbeit haben. So auch mit verschiedenen Vorwörtern. Einen Freund, einen Feind an jemanden haben. Jemanden zum Freunde, zum Feinde haben. Ich habe dich zum Zeugen. Jemanden zum Vater, zum Könige haben. Zank, Streit mit jemanden haben. Umgang, Gemeinschaft, ein Verständniß mit jemanden haben. Einen andern über sich, neben sich, unter sich haben. Theil an etwas haben. Viele Mühe mit etwas haben. Den Vorzug vor jemanden haben. Eine Person zur Ehe haben. Sie will ihn nicht zum Manne, er will sie nicht zur Frau haben; wo die Hauptwörter oft ausgelassen werden: er will sie nicht haben. Zuweilen wird auch das haben verbissen: er will sie nicht. Sie sollen meine Tochter haben, zur Frau. Sie hat einen Geistlichen, zum Manne. Der Mensch hat an seinem Gesichte den wachsamsten Hüther wider die Gefahren des Lebens, Gell. Ich habe die Sache nicht bey der Hand. Wissen sie auch, wen sie vor sich haben? Einfluß auf etwas haben. Den Grund seines Daseyns in etwas haben. Zuweilen bekommt das Verbum in diesen Fällen einen stärkern Nebenbegriff der Thätigkeit, so daß es nicht bloß einen leidentlichen Zustand des Subjectes bezeichnet. Seinen Scherz, sein Gespött mit etwas haben. Jemanden zum Besten, zum Narren haben. Eine Unterredung mit jemanden haben. Acht auf etwas haben. Ein wachsames Auge auf etwas haben.

(b) Besonders.

(α) Für empfinden, in der weitesten Bedeutung, sich einer Sache als gegenwärtig bewußt seyn. Schmerzen haben. Seine Freude, seine Lust, sein Vergnügen an etwas, einen Groll wider jemanden haben. Ekel, Widerwillen, Abscheu an oder gegen etwas haben. Lust zu etwas haben. Durst, Hunger haben. Liebe, Hochachtung gegen etwas haben. Etwas gern haben, es mit Lust empfinden. Mitleid gegen jemanden, mit jemanden haben. Jemanden in Verdacht haben, Verdacht gegen ihn empfinden. Viele Noth,[876] vielen Kummer, viele Sorgen haben. Das hab ich am Gefühle, am Griffe. Jemanden lieb haben, Liebe gegen ihn empfinden. Weder Scheu noch Scham haben.

(β) Zuweilen auch hier mit dem Nebenbegriffe der Thätigkeit, seine Empfindung thätig machen. Geduld mit jemanden haben. Haben sie die Gnade, die Liebe, die Freundschaft für mich u.s.f. Einem Dank haben; eine im Hochdeutschen veraltete Redensart. Seine Andacht haben.

(γ) Das Verhältniß des Subjectes gegen das Object in Ansehung der Gewalt, des Eigenthumes, des Besitzes, des Rießbrauches u.s.f. zu bezeichnen, fähig seyn, die Veränderungen eines Dinges willkührlich zu bestimmen; eine Fähigkeit, die sehr viele Stufen hat, welche das haben in manchen Fällen insgesammt ausdrucket. (1) Der physischen, körperlichen Gewalt nach. Jetzt haben wir den Dieb.


Kaum naht ich mich dem Ton,

So hatte mich das Netz auch schon,

Gell.


Da haben wirs! im gemeinen Leben, die Verwunderung über eine unerwartete, gemeiniglich unangenehme Sache auszudrucken.

(2) Dem Eigenthume nach, alle Grade desselben auszudrucken. Viel Geld haben. Drey Häuser, ein Rittergut, einen schönen Garten haben. Er hat nichts, kein Vermögen. Der Geitzige will alles haben. Ich mag es nicht haben. Je mehr man hat, je mehr man haben will. In einigen Fällen auch mit dem Infinitiv und dem Wörtchen zu. Zu leben haben. Er hat zu bezahlen. (3) Dem Besitze, und dessen verschiedenen Arten nach. Wer hat, der hat, beati possidentes. Hab ich, ist besser als hätt ich. Getreue Unterthanen haben. Von wem haben sie das Geld? Du hast meine ganze Liebe. Bis auf den Abend sollst du Zeit haben. Sie haben mein Wort. Genug haben. Hast du genug, so hast du viel. Er will es nicht wieder haben. Geld auf Zinsen stehen haben. Vieles Geld liegen haben. Ich habe einen guten Vorschlag für dich. Ich habe einen Brief an dich. Ich habe diese Nachricht von deinem Bruder. Ich habe Befehl zu kommen. (4) Verschiedenen schwächern Arten des Einflusses nach. Wo haben sie das Buch? Wo hast du deinen Bruder? Eine Arbeit fertig haben. Waaren feil haben. Seine Gedanken anderswo haben. (5) Für bekommen, von einem künftigen Besitze. Morgen sollen sie ihr Geld haben. Ich soll es noch wieder haben. Ich kann diese Waare hier nicht haben, sie ist hier nicht zu haben. Man kann fürs Geld alles haben.

(δ) Nutzen, Gewinn haben, in der vertraulichen Sprechart. Ich habe nichts an dieser Waare. Was hätt ich aber nun die ganze Zeit vom Lachen? Rost. Ich möchte wissen, was ich von dem ewig langen Schlafen hätte, Weiße.

3. Figürlich.

1) Er will es so haben, d.i. er verlangt, daß es so geschehen soll. Wenn sie es so haben wollen. Ich will es nicht haben, will nicht, daß es geschehe. Ich weiß gar nicht, was sie haben wollen. Wie man es gerne hat. Wo haben auch ausgelassen wird. Das möcht ich nun nicht gerne. Ich weiß gar nicht was sie wollen.

2) Mit dem Infinitive und dem Wörtchen zu bezeichnet es sehr oft eine moralische Nothwendigkeit. Einen Befehl. Du hast dich dabey einzufinden. Wornach ihr euch zu richten habet. Du hast meinen Befehlen zu gehorchen. Eine Verbindlichkeit. Einem viel zu danken haben. Einen Zwang. Wie lange werde ich den Zorn der Götter noch zu erdulden haben! Viel Ungemach auszustehen haben. Eine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit. Eine reiche Erbschaft zu hoffen[877] haben. Du hast nichts zu hoffen. Das hat was zu bedeuten. Einen Bewegungsgrund, eine Ursache, eine Veranlassung. Was hast du mit dir allein zu reden? Jetzt wird die Welt wieder was zu lachen haben. Ich habe zu studiren, zu thun, zu arbeiten. Haben sie was dawider einzuwenden? Etwas mit einem auszumachen haben. Einen Vorsatz, einen Willen. Ich habe dir vieles zu sagen. Ich habe ihnen einen guten Vorschlag zu thun. Haben sie mich noch wohin zu schicken? Das hat nichts zu sagen, hat keine Folgen. Es hat gar viel zu sagen, hat wichtige Folgen. Ein Recht. Sie haben zu befehlen. Was hast du hier zu lärmen? Du hast dich nicht in diese Sache zu mischen. Was hast du darnach zu fragen? Ich habe dir zu befehlen. Oft auch nur das Daseyn einer Sache. Mit jemanden zu thun haben, mit ihm Geschäfte haben, in Verbindung stehen. Zu thun haben, mit Arbeit versehen seyn. Nichts zu essen haben. Wo das haben mit zu auch zuweilen ausgelassen wird. Ich habe nichts dawider, nehmlich zu sagen, oder einzuwenden. Ich habe nicht weit nach Hause, d.i. zu gehen, zu reisen. Ich hätte noch eine Bitte an sie, zu thun.

3) In einigen Fällen ist die ganze R.A. figürlich. Etwas nicht Umgang haben können, es nicht vermeiden können. Er will es nicht Wort haben, nicht gestehen. Du sollst es gut bey mir haben, es soll dir wohl bey mir gehen. Wohl dir, du hast es gut. Du hast gut sagen, gut machen u.s.f. dir fällt es leicht das zu sagen, zu machen. Er hat es auf Ein Mahl bey mir weg, er hat meine Gunst verscherzet. Das hat mich Wunder, es nimmt mich Wunder, wundert mich.


Das mich des iemer wunder hat,

Reinmar der Alte.


Des mous mich iemer wunder han,

Graf Kraft von Toggenburg.


Ihr Wesen hat sie kein Hehl, Es. 3, 9; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, sie suchen es nicht zu verbergen. Vor einem Fremden thue nichts das dich Hehl hat, dessen du dich schämest, Sir. 8. 21. Ich habe Zeit zu gehen, es ist Zeit, daß ich gehe.

4) Unpersönlich bedeutet es zuweilen so viel als da seyn, vorhanden seyn. Man hat kein Beyspiel davon. Ingleichen mit dem Wörtchen es. Es hat keine Eile, es ist keine Ursache zur Eile vorhanden. Es hat keine Noth, es ist keine Nothwendigkeit vorhanden. Mit ihm hat es keine Noth, keine Gefahr, in Ansehung seiner ist keine Noth, keine Gefahr vorhanden. Da hat es gute Wege! da ist nichts zu befürchten. Es hat seine Richtigkeit, es ist richtig. Im Hochdeutschen ist diese Art zu reden nur einigen eingeführten Fällen vorbehalten. Im Oberdeutschen hingegen wird es hat fast ohne Ausnahme für es gibt gebraucht. Da es vor Zeiten reiche Bauern gehabt, Bluntschli. In Zürch hat es neunzehen Glocken, ebend. Weil es dies Ortes viel hohe Gebirge hat, Matthes.


Zu sagen, daß es viel, so falsch ist, drinnen hat,

Opitz.


Sey Herrscher aller Enden

So weit es Volk von deinen Feinden hat,

Opitz.


Viel Helden hat es jetzt, so hats auch viel Poeten,

Logau.


Ohne Zweifel haben die Franzosen ihr il y a daher. Ein anderer unpersönlicher Gebrauch ist im Hochdeutschen im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart üblich, einen mit Spott oder Unwillen verbundenen Zweifel an den Tag zu legen. Ja, es hat sich wohl! Weiße. Ach, es hat sich was mit dem Galgen! Less.

[878] II. Als ein Hülfswort, welches die vergangenen Zeiten der thätigen Zeitwörter, der Reciprocorum und vieler Neutrorum bilden hilft. Es hat sich alle Tage ein Hinderniß finden müssen. Wer hätte das glauben sollen? Habe ich dich nicht bitten müssen! Habe ich ihn doch nicht kommen sehen. Hätte ich doch nicht gedacht, daß er so stolz wäre. Wohin auch einige besondere Arten des Gebrauches dieses Hülfswortes gehören. Das will ich dir hiermit gesagt haben, nachdrücklich, und befehlsweise. Er ist ein ehrvergessener Mann! doch ich will ihn nicht geschimpft haben, es soll nicht als eine Beschimpfung angesehen werden.

Die fehlerhaften Arten des Gebrauches dieses Hülfswortes, ich habe es ihm gesagt gehabt, für, ich hatte es ihm gesagt, ich hätte es ihm geben würden, ich würde es ihm gegeben haben, aus Dero Schreiben habe zu vernehmen gehabt, für, habe vernommen, u.a.m. gehören, so wie die ganze Lehre von dem Gebrauche dieses Hülfswortes, in die Sprachlehre.

Eine sehr wichtige Frage ist es, welche Neutra das Hülfswort seyn, und welche das Hülfswort haben bekommen; zumahl da die Mundarten hier sehr von einander abweichen. Die Hauptregel ist freylich diese, daß diejenigen, welche ein mehr thätiges Verhalten bezeichnen, das haben, diejenigen aber, welche einen mehr leidentlichen Zustand ausdrucken, das seyn bekommen. Da nun ein und eben dasselbe Neutrum zuweilen beyde Bedeutungen hat, oder doch unter beyden Bestimmungen betrachtet werden kann, z.B. Bav ist nach Frankreich gereiset, und, Bav hat in seinem Leben viel gereiset: so wird daraus begreiflich, wie ein und eben dasselbe Neutrum zuweilen beyde Hülfswörter bekommen könne. S. die Sprachlehre, wo umständlich davon gehandelt wird.

Anm. 1. Wegen der unzähligen Fälle, in welchen dieses Wort, wenn es ein für sich bestehendes Zeitwort ist, gebraucht wird, haben hier um der Kürze willen nur die allgemeinsten und häufigsten Classen derselben angeführet werden können. Eine größere Vollständigkeit würde, auch um deßwillen von geringerm Nutzen gewesen seyn, da es in den meisten Fällen auf den Gebrauch ankommt, ob haben in denselben eingeführet ist, oder nicht. So sagt man z.B. wohl, Reichthum, Vermögen, Mangel, Überfluß haben, aber nicht Armuth haben; ein schönes, ein großes Rittergut haben, aber nicht gern, ein großes Reich haben; der Teich hat viele Fische, das Haus viele Zimmer, die Stadt viele Einwohner, aber nicht, die Kirche hat viele Leute, das Zimmer hat viele Personen; und so in andern Fällen mehr.

Anm. 2. Dieses Zeitwort lautet bey dem Ulphilas haban, bey dem Kero und den spätern Oberdeutschen Schriftstellern gleichfalls haben, im Angels. haebban, im Nieders. hebben, im Schwed. hafwa, im Engl. to have, im Franz. avoir, im Lat. habere, und bey den Griechen, dem Hesychius zu Folge, wenigstens einigen Lesearten nach, auch αβειν für εχειν. Es scheinet zu dem alten Gaff, die hohle Hand, Lat. cavus, hohl, und capere, nehmen, zu gehören, da es denn ursprünglich in der Hand halten, oder mit der Hand ergreifen bedeuten, und das Neutrum von dem Activo geben seyn würde, mit welchem es in manchen Bedeutungen überein kommt; z.B. Acht haben und Acht geben, es hat und es gibt, für es ist. S. Geben, Heben, Habicht, Haften und Handhaben. In der Pfalz ist die Hablosigkeit das Contract seyn der Glieder, da selbige starr sind und sich nicht haben, d.i. biegen und bewegen lassen.

Anm. 3. In denjenigen Personen und Zeiten, welche ein b mit einem darauf folgenden e haben, ich habe, habe du, haben, ist das a gedehnt, in den übrigen aber geschärft. Das[879] Mittelwort der gegenwärtigen Zeit wird, außer dem wohlhabend, im Hochdeutschen nicht leicht gebraucht. Auch das Mittelwort der vergangenen Zeit ist außer der Conjugation selten. Nur im gemeinen Leben sagt man, ich danke für die gehabte Mühe. Im Oberdeutschen ging es, wenigstens in einigen Gegenden, ehedem regulär; habet, er hat, Kero, thu hebitos, du hattest, um das Jahr 800. In Handhaben gehet es völlig regulär. In andern Gegenden ziehet man so wohl haben, als ich habe, in han zusammen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 875-880.
Lizenz:
Faksimiles:
875 | 876 | 877 | 878 | 879 | 880
Kategorien:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon