Hader (1), der

[884] 1. Der Hader, des -s, plur. die -n, alte Lumpen, alte, unbrauchbare Stücke Zeuges aller Art. Das Papier wird aus Hadern zubereitet, aus Lumpen. Hadern sammeln. Daher ein Fußhader oder Schuhhader, ein Lappen, die Füße daran abzuwischen; ein Küchenhader u.s.f. S. Haderlumpen.

Anm. Man kennet dieses Wort auch in einigen Niedersächsischen Gegenden, und da lautet es Hadder; allein im Hoch- und Oberdeutschen ist das a beständig gedehnt. Im Böhmischen heißt ein Lumpen Hadry. Gottscheds Ausspruch S. 123 der größern Sprachkunst: »Hadern, Lumpen. NB. dieß Wort ist nur aus dem Geschrey der Lumpensammler, nach der pöbelhaften Aussprache, entstanden: Hat ir Lumpen? d.i. habt ihr Lumpen? Daher man zum Spotte gesagt eine Haderlump, und endlich allein ein Hader, die Hadern; aber falsch;« bringt seiner etymologischen Einsicht wenig Ehre. Herr Stosch leitet es von dem Niedersächs. sich häddern, sich verwirren, her, (S. Hadersuppe) und erkläret es durch einen so sehr zerrissenen Lumpen, dessen Fäden sich in einander verwickeln. Diesen Begriff verknüpfet man mit dem Worte Hader im Oberdeutschen, wo dieses Wort eigentlich zu Hause ist, zuverlässig nicht. Das Franz. Haillon scheinet damit verwandt zu seyn. S. das vorige. Vielleicht ist in Hadel und Hader der Begriff des Herabhangens der herrschende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 884.
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