Hantiren

[971] Hantiren, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, im Hochdeutschen aber nur noch im gemeinen Leben üblich ist. 1) Handhaben, in der Hand oder mit der Hand bewegen. Der Stein ist zu groß, er läßt sich nicht gut hantiren. 2) Handarbeit verrichten, körperliche Bewegungen machen. Im Hause zu hantiren haben. Im figürlichen Verstande, an jemanden hantiren, 2 Pet. 2, 3, an ihm arbeiten, ihn zu gewinnen suchen, ist es völlig ungewöhnlich. 3) Poltern, lärmen, durch körperliche Bewegungen ein Getöse verursachen; besonders im Niedersächsischen. Das Gespenst hantiret entsetzlich auf dem Boden. Wer weiß wer über der Küche hantiret oder gepocht hat, Gell. 4) Ein Gewerbe treiben, äußere Handlungen zur Erwerbung seines Unterhaltes vornehmen. Alle Schiffherren und der Haufe, die auf den Schiffen hantiren, und Schiffleute, die auf dem Meer hantiren, Offenb. 18, 17. Und wollen ein Jahr da liegen und hantiren und gewinnen, Jac. 4, 13. S. Hantirung. Um die Weisheit hantiren, d.i. um sie handeln, Sprichw. 3, 14, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich.

Anm. Die Endung iren gibt diesem Worte ein ausländisches Ansehen, daher es in den vergangenen Zeiten auch das Augmentum ge nicht annimmt. Im Nieders. lautet es handteren, im Dän. hantere, im Schwed. handtera, im Isländ. handtiera. Es ist nicht aus dem Französischen hanter entlehnet, welches ohnehin etwas andres bedeutet, sondern vermuthlich aus Hand und dem Nieders. teren, tiren, zusammen gesetzt, welches theils ziehen, theils lärmen, Geräusch machen bedeutet, und das Stammwort von unserm Intensivo zerren ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 971.
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