Harm, der

[974] Der Harm, des -es, plur. inus. ein Wort, welches besonders in der höhern Schreibart für Gram gebraucht wird, und so wie dieses, einen hohen Grad der anhaltenden Betrübniß über ein Übel bezeichnet.


Soll mir der Harm das Blut aus allen Adern sangen?

Opitz.


Anm. Es lautet schon bey dem Ottfried Harm und Hermido, Härmde, bey dem Willeram Hermesal, gleichsam Harmsal, im Dän. und Schwed. gleichfalls Harm. Es scheint durch Versetzung der Buchstaben aus Gram entstanden zu seyn, welches bey dem r nichts ungewöhnliches ist; S. R. Es bedeutet daher im Schwed. so wie Gram auch eine anhaltende mit Widerwillen verbundene Abneigung. Nach einer nicht ungewöhnlichen Figur[974] bedeutet Harm bey dem Tatian die Wirkung dieser Abneigung, nehmlich Verleumdung, und harmen verleumden. Hingegen ist im Angels. Hearm, und im Engl. Harm, Schaden, Unglück, und im Angels. hearman schaden. Das Nieders. karmen, wehklagen, schreyen, scheinet nicht hierher zu gehören, sondern zu dem Wallis. Garme, Carm, welches ein jedes Geschrey, besonders das Geschrey bey dem Anfange einer Schlacht bedeutet, wovon auch das Franz. Vacarme abstammet. Siehe Jammer.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 974-975.
Lizenz:
Faksimiles:
974 | 975
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika