Haufe, der

[1006] Der Haufe, des -ns, plur. die -n, Diminut. das Häufchen, Oberd. Häuflein. 1) Eigentlich, eine Versammlung mehrerer Dinge auf und einander. Ein großer Haufe Erde. Ein kleiner Haufe Sand. Ein Maulwurfshaufe, Steinhaufe, Rothhaufe u.s.f. Die Garden, das Holz, die Steine in Haufen legen. Alles auf einen Haufen legen oder werfen. Einen Haufen aus etwas machen. Es liegt alles über einen Haufen, d.i. auf einen Haufen. Etwas über den Haufen stoßen, es umstoßen, gleichsam es so stoßen, daß es in einen Schutthaufen zerfällt. Thaz warf er alles in houf, Ottfr. für über den Haufen. Über den Haufen fallen, umfallen. Über den Haufen schießen, niederschießen. Sie stoßen alle Philosophie über den Haufen, Gell. sie richten sie zu Grunde, heben sie auf, machen sie unnütz. Aber mein Herz und mein Gefühl warfen auf einmal (Ein Mahl) das mühsame Gebäude von Schlüssen über den Haufen, Less. Zu Haufe bringen, in Menge versammeln, wo man nicht leicht Haufen sagt. 2) Figürlich, die Versammlung mehrerer Dinge neben einander. doch nur von lebendigen Geschöpfen. Ein zahlreicher Haufe Soldaten. Ein unordentlicher Haufe Volkes. Sich durch den Haufen drängen. Sie sagen da alle auf einem Haufen, alle nahe und neben einander. Die Leute in gewisse Haufen stellen, in Haufen abtheilen. Der ganze Haufe kam in die Stadt gerannt; im gemeinen Leben, der helle Haufen, von dem Nieders. heel, ganz, S. Hell.


Reißt Schand und Üppigkeit mit hellem Haufen ein,

Opitz.


Die Noth kommt mit Haufen, zahlreich. Mit Haufen, oder haufenweisen zulaufen. Ein starker Haufe Kühe, Frösche, Vögel u.s.f. Der große Haufe, der gemeine Haufe, der Pöbel, der größte Theil der Menschen den Stande und den Einsichten nach. Das kleine Häuflein der Gerechten. Mit dem Haufen gehen. 3) Nach einer noch weitern Figur wird ein Haufen, doch nur im gemeinen Leben, sehr oft für viel gebraucht, und da kann es auch von leblosen Dingen gesagt werden. Es waren ein Haufen Leute in der Komödie, viel Leute. Ein Haufen Geld, vieles Geld. Einen Haufen Kinder haben.

Anm. Bey dem Ottfried Houfe, bey dem Willeram und Notker Huffo, im Pohln. Huf, im Böhmischen Hauff. Andere Mundarten ziehen f das b und v vor, wie das Nieders. Hoop, Hope, und Hupe und Hüpen, das Angels. Heape, Hype,[1006] das Engl. Heap, das Dän. Hob, das Schwed. Hop; wohin auch das Lat. Copia, und copulare, gehören, so wie das Nieders. Hümpel, ein Haufe, mit Cumulus überein stimmet. Der herrschende und Stammbegriff in diesem Worte ist wohl die Höhe, daher man es füglich zu dem Geschlechte der Wörter hoch, heben, Hübel für Hügel, Hüfte, und besonders auf rechnet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1006-1007.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika