Hehlen

[1060] * Hêhlen, verb. reg. act. außer dem Mittelworte, wo es so wohl gehohlen als gehehlet hat. Es ist im Hochdeutschen völlig veraltet, wo es durch das zusammen gesetzte verhehlen verdränget worden, welches siehe. Hier wird es nur um der Abstammung und ursprünglichen Bedeutung willen angeführet. Es lautet bey dem Übersetzer Isidors im Mittelw. chiholan, bey dem Kero helan, bey dem Ottfried hilan und halan, im Schwabensp. hilen, bey den Schwäbischen Dichtern helen, alles für verschweigen, verborgen halten, nicht bekannt werden lassen; womit auch das Dän. häle, das Angels. helan, das Nieders. holken, das Schwed. haela und das Latein. celare, occulere und occultare, überein kommen. Ursprünglich bedeutete dieses Wort bedecken, wie noch jetzt das Isländ. haela, das Engl. to hill, das Deutsche hüllen und das ehemahlige Goth. haljan. S. Hülle, Höhle, Hölle u.s.f. welche insgesammt aus dieser Quelle geflossen sind. Durch eine sehr gewöhnliche Verwechselung der Hauch- und Blaselaute gehören auch Fell, das Lat. Vellus, Velum, velare u.s.f. dahin. Gottsched wollte es höhlen geschrieben wissen, weil das verwandte Höhle ein ö hat. Mit eben dem Rechte hätte er es auch hählen, hihlen und hühlen schreiben können, weil auch diese Selbstlaute sich in dem Geschlechtsregister dieses Wortes finden. Man wird nicht leicht ein altes Stammwort haben, welches nicht in seinen Ableitungen durch alle Selbstlaute durchgegangen wäre. Was würde für Verwirrung entstehen, wenn man eine alte hergebrachte Sprech- und Schreibart nach solchen Mustern ändern wollte!

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1060.
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