[1088] Heiß, -er, -este, adj. et adv. Hitze, d.i. einen hohen Grad der Wärme habend. 1. Eigentlich. Das Eisen ist heiß. Heißes Eisen, heißes Wasser, ein heißer Stein. Die Sonne scheinet heiß. Es ist heute ein heißer Tag. Ein heißer Sommer. Den Ofen heiß machen, ihn heitzen. Heiße Stuben sind ungesund. Jemanden die Hölle heiß machen, sie ihm als heiß vorstellen, sein Gewissen rühren, und in weiterer Bedeutung, ihm Angst verursachen. Heiße Thränen weinen, weil die Thränen bey einem hohen Grade der Leidenschaft wärmer sind, als gewöhnlich; aber nicht, heiß weinen, wie es Tob. 12, 12 heißt. Ingleichen eine innere Hitze empfindend. Den Menschen ward heiß für großer Hitze, Offenb. 16, 9. Ihr ist von der Arbeit heiß, Weiße. Ja da wird mir brühsiedend heiß, ebend. Ime wart kalt unde heiz, in dem alten Gedichte auf Carls Feldzug bey dem Schilter. Im gemeinen Leben auch für geschmolzen. Heiße Butter, zerlassene. Heißes Bley, geschmolzenes. 2. Figürlich. 1) Von verschiedenen Gemüthsbewegungen und Leidenschaften gebraucht, zeiget es einen hohen Grad ihrer Lebhaftigkeit an, obgleich einen etwas geringern als brennend und feuerig. Eine heiße Andacht, Hos. 7, 6, 7. Ein heißes Verlangen, eine heiße Begierde haben. Heiße Seufzer. Die heißesten Bitten eines Freundes. Eine heiße Liebe. Heiß vor der Stirne seyn, leicht zornig werden, hitzig seyn. 2) Von einer Stadt, in welcher die Lebensmittel theuer sind, sagt man, sie habe ein heißes Pflaster.
Anm. Bey dem Ottfried, Notker und Willeram heiz. Andere Mundarten haben statt des Zischlautes ihr gewöhnliches t, wie das Nieders. heet, das Angels. hat, das Engl. hot, das Dän. heed, das Schwed. het. Es ist seinem Ursprunge nach ein sehr altes Wort, welches zu dem alten Eit, Feuer, und eiten, feuern, zu Heiter, Esse, dem Griech. αιθος, Hitze, dem Lat. Aestus, u.a.m. gehöret. S. Heitzen, Hitze, Hitzig, Hetzen. Ottfried gebraucht heizo auch für sehr.