[1104] Das Hêmd, des -es, plur. die -en, im gemeinen Leben die -er, Diminut. das Hemdchen, Oberd. Hemdlein. 1) Eigentlich und in der weitesten Bedeutung, ein jedes Kleidungsstück oder Bekleidung des menschlichen Körpers; in welcher Bedeutung es aber nur noch in einigen Zusammensetzungen üblich ist, S. Chor-Hemd, Futterhemd, Meßhemd, Panzerhemd. 2) In engerer und ungewöhnlicherer Bedeutung, eine gemeiniglich leinwandene Bekleidung des Körpers, welche man unmittelbar an die Haut leget. Jemanden bis auf das Hemd ausziehen. Das Hemd ist mir näher als der Rock, Sprichw.
Anm. In der zweyten engern Bedeutung in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten Hemat, in dem Heldenbuche Hemmat, bey den Schwäbischen Dichtern Hemede, in den spätern Zeiten Hembe und Hemb, im Angels. Haam, Ham, im Ungar. Imeg, im mittlern Lat. Camisia, im Franz. Chemise. In der weitern Bedeutung einer jeden Kleidung lautet es bey dem Notker Hemide, der es für einen Rock gebraucht, da es denn sehr deutlich mit dem Griech. ἱματιον überein kommt. Im Isländ. ist Hempe ein Unterrock. Wachter leitet es von Hanf her, der ersten und ältesten Materie der Hemden. Allein es gehöret wohl unstreitig zu dem alten hemen, heimen, bedecken, bekleiden, Hebr. אמם, von welchem es vermittelst der Ableitungssylbe de oder d abstammet. Im Griech. ist εἱμα und ἑω ich ziehe an, im Schwed. hama, hema, bedecken, Ham eine jede Decke, besonders ein Kleid, Esthnisch Hame. Das Dänische Ham bedeutet einen abgestreiften Schlangenbalg. Auch das Griech. αμφι, und Deutsche um scheinen hierher zu gehören. S. Heim, Himmel. Der Plural Hemder ist nur im gemeinen Leben üblich. Das b vor dem d, Hembd, ist einigen Oberdeutschen Mundarten[1104] eigen, welche dem letztern Buchstaben gern ein b vorher schleichen lassen. Übrigens wird ein Hemd bey dem großen Haufen der Oberdeutschen ein Pfad, Pfoad, und eine Hemdkrämerinn eine Pfadlerinn genannt, womit das Gothische Paida, und Isländ. Paita, ein Hemd, überein kommen.
Adelung-1793: Chor-Hemd, das