[1125] Hêrkommen, verb. irreg. neutr. (S. Kommen,) welches das Hülfswort seyn erfordert. 1. Eigentlich, zu der redenden Person kommen, sich ihr kommend nähern. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seyd. Der Wind kommt von Morgen her. Wo kommt der Wind her? In den gemeinen[1125] Mundarten, besonders Niedersachsens, wird es sehr häufig gebraucht, den Anfang einer Handlung oder die Handlung selbst mit Nachdruck zu bezeichnen. Da kam ich her und kehrte das Ding um. Da kam er her und ging weg. Wofür auch her seyn üblich ist. Da war ich her und u.s.f. 2. Figürlich. 1) Es ist so hergekommen, es ist so üblich, durch einen langen Gebrauch so eingeführet, so hergebracht. In welchem Verstande der Infinitiv in Gestalt eines Hauptwortes am gewöhnlichsten ist. Das Herkommen, des -s, plur. car. Es ist so Herkommens. Das ist nicht Herkommens. Ein altes Herkommen, ein alter Gebrauch. Das Reichs-Herkommen, eine durch die bloße Gewohnheit oder das Stillschweigen der gesetzgebenden Macht eingeführte Regel in Staatssachen des Deutschen Reiches; die Observanz, das Gewohnheitsrecht. Im Nieders. Herkumst, wo auch das Bey- und Nebenwort herkumstig, was Herkommens ist, gebraucht wird. S. Herbringen. 2) Abstammen, dem Geschlechte nach. Von Esau kommen her die Edomiter, 1 Mos. 36, 9. Christus kommt her aus (von) den Vätern nach dem Fleische, Röm. 9, 5. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung veraltet, außer daß man in derselben noch das Hauptwort das Herkommen gebraucht. Er ist von dem besten Herkommen, von der besten Familie. Ein Mädchen von geringem Herkommen, aus einem geringen Geschlechte. S. auch Herkunft. 3) In noch weiterer Bedeutung, die Wirkung einer Ursache seyn. Die Sünde kommt von einem Weibe her, Sir. 25, 32. Kommen nicht alle diese Beschuldigungen von ihm her? Alles das Böse kommt von deinem Ungehorsam her. Das Herkommen ist in dieser Bedeutung nicht üblich.