Hervor

[1144] Hêrvōr, ein Nebenwort, die Richtung einer Bewegung, oder eines Zustandes aus einem verdeckten oder hintern Orte vorwärts, nach vornen zu bezeichnen. Hinter dem Berge hervor blicken. Es bricht ein solcher Bach hervor, Hiob. 28, 4. Wer ist, die hervor bricht wie die Morgenröthe? Hohel. 6, 9. Gott, der da hieß das Licht aus der Finsterniß hervor leuchten, 2 Cor. 4, 6. Etwas unter dem Bette, aus der Tasche, hinter dem Ofen hervor ziehen. Die Hand hervor thun. Hervor ragen, weiter vorwärts stehen, als die daneben befindlichen Dinge. Über andere Dinge hervor ragen, höher seyn als sie. Noch ist die Sonne nicht hinter dem Berge hervor, Geßn. Du Fluß, der du mit glänzendem Silberglanze hinter jenen grauen Bergen hervor rauschest, ebend. Wenn der Mond aus Wolken hervor geht, ebend. Jetzt traten sie Hand in Hand aus der schützenden Grotte hervor, ebend. Es drängt der Halm sein Kronenhaupt hervor, Kleist. Wo es oft allerley figürliche Bedeutungen bilden hilft. Sich hervor thun, andere in etwas übertreffen. Sich im Fleiße, in der Tugend, in der Pracht, durch Ausschweifungen hervor thun. Die Veränderungsgesetze, nach welchen sich die Kraft der Geschöpfe hervor thut, merklich macht, äußert. Eine Figur hervor heben, in der Mahlerey, sie durch die Umrisse, durch Licht und Schatten gleichsam von dem Grunde oder den hintern Figuren absondern; sie hervor treiben. Eine Figur tritt hervor, eben daselbst, wenn sie von dem Grunde gehörig abgesondert zu seyn scheinet. Die Macht Gottes leuchtet aus den Geschöpfen hervor, wird deutlich daraus erkannt. Jemanden hervor ziehen, ihm Ehre, Ansehen, Vorzüge ertheilen. Hervor bringen, die Wirklichkeit ertheilen, zur Wirklichkeit bringen. Veränderungen in andern Dingen hervor bringen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1144.
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