Hitzig

[1215] Hitzig, -er, -ste, adj. et adv. welches so wohl in thätigem, als leidentlichem Verstande gebraucht wird. 1. Im thätigen, Hitze verursachend; wo es aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Eigentlich. Hitzige Krankheiten, welche mit einer anhaltenden brennenden Hitze verbunden sind, die Empfindung der Hitze verursachen. Das hitzige Fieber, febris ardens, ein solches Fieber. Ingleichen von Nahrungsmitteln, Arzeneyen u.s.f. welche in dem Innern des Körpers die Empfindung eines hohen Grades der Wärme verursachen. Hitzige Getränke, Speisen, Arzeneyen. Der Pfeffer ist ein sehr hitziges Gewürz. 2) Figürlich. Ein hitziger Boden, ein hitziges Land, ein hitziges Erdreich, welches wegen zu vieler Fettigkeit die Gewächse zu stark treibet. Ein hitziges Klima, nicht so wohl ein heißes, als vielmehr ein solches, welches wegen der Sonnenhitze in den Naturkräften des Gewächs- und Thierreiches heftig wirket. 2. Im leidentlichen Verstande, Hitze habend. 1) Eigentlich. Die Schmiede nennen das Eisen, wenn es in der Hitze ist, d.i. weiß glühet, hitzig, S. Hitze 1. In den übrigen Fällen ist dafür heiß üblich. 2) Figürlich. (a) Hitzige Eisensteine, in dem Hüttenbaue, welche leichtflüssig sind, aber das Gestell angreifen, und dünnes oder grelles Eisen geben; im Gegensatze der kaltbläsigen. (b) Einen hohen Grad der innern Wärme habend. Die Mäuse und Katzen sind sehr hitzige Thiere, daher sie ohne Wasser nicht lange leben können. Von einem Menschen, welcher gern und viel trinkt, sagt man im gemeinen Leben, er habe eine hitzige Leber. Ingleichen, einen hohen Grad der Lebhaftigkeit habend, und darin gegründet; obgleich nicht ohne alle Einschränkung. Ein hitziges Geblüt. Es ging dabey sehr hitzig zu. Ein hitziges Gefecht. Besonders einen hohen Grad lebhafter Begierden und Leidenschaften habend und darin gegründet. Ein hitziges Pferd. Am häufigsten als ein Nebenwort. Die Jugend ist gemeiniglich sehr hitzig. Sehr hitzig über etwas her seyn. Eine Sache hitzig anfangen. Nicht so hitzig! Ein Mensch, welcher für die ruhige Überlegung zu hitzig ist. Von Hündinnen sagt man, daß sie hitzig sind, wenn sie den Naturtrieb zur Begattung empfinden. Von andern Thieren sind andere Ausdrücke üblich. (c) Im engern Verstande, fähig, leicht in Hitze, d.i. merklichen Grad des Zornes zu gerathen, und darin gegründet; im Nieders. hastig. Ein hitziger Kopf. Hitzig vor der Stirn seyn. Hitzig antworten, in der Hitze, mit Hitze.

Anm. Im Dän. hidsig, im Schwed. hetsig, welches aber auch heiß bedeutet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1215.
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