Jemand

[1432] Jemand, ein persönliches Pronomen, welches nur im Singular üblich ist, und eine unbestimmte Person bezeichnet, d.i. eine Person, von welcher man nichts weiter bestimmen kann, oder will, als daß es eine Person ist, ein Mensch; im Gegensatze des niemand. Wo ist jemand, der da lebet und den Tod nicht sähe? Ps. 89, 49. Womit jemand sündiget, damit wird er auch geplagt, Weish. 11, 17. So jemand mein Wort hält, Joh. 8, 52. Ist jemand da? Es ist jemand da, der uns sprechen will. Seine Frau oder sonst jemand. Wenn es jemand von ihnen hören sollte. Jemand von unsern Freunden. Es ist eigentlich ein absolutes Fürwort, welches kein Hauptwort nach sich leidet, weil es dasselbe schon bey sich führet. Nur in der vertraulichen Sprechart pfleget man ihm gern ein Hauptwort ungewissen Geschlechtes nachzusetzen. Es ist jemand Fremdes da, ein Fremder. Ich sahe jemand Vornehmes kommen. Wenn es jemand Fremdes ist, so sagen sie ich bin nicht zu Hause, Weiße. Ich habe es jemand Unbekannten gegeben. Nur in der zweyten Endung ist dieses nicht üblich.

Anm. Dieses Pronomen, welches im Oberd. imand lautet, ist aus je und Mann zusammen gesetzet, und daher auch lange jeman geschrieben worden. Bey dem Kero comann, bey dem Ottfried iaman, im Isidor eomanne, bey dem Willeram jeman, im Tatian imen, bey dem Hornegk yeman; da man es denn auch wie Mann zu decliniren pflegte. Comannen, bey dem Kero in der vierten Endung, jemans in der zweyten im Schwabenspiegel, iamanne und jemanne in der dritten bey dem Ottfried und den Schwäbischen Dichtern. Wart iemanne ein wib so lieb als si mir ist, Reinmar der Alte. So auch niemanne in der dritten Endung, bey einem andern Schwäbischen Dichter. Als man nachmahls das d euphonicum an dieses Wort hängte, so ward man auch in der Declination irre. Die zweyte Endung jemands oder jemandes fand keinen Anstoß; nur in der zweyten und dritten Endung machten einige mit Gottscheden jemanden, andere wollten gar jemandem und im Accusat. jemanden haben; noch andere ließen es unverändert jemand. Das letzte hat die meisten Stimmen und außerdem auch die Analogie von jedermann vor sich, welches außer der zweyten Endung gleichfalls nicht verändert wird. Mit dem angehängten t findet sich schon bey dem Hornegk ympt für jemand. Im Nieders. lautet dieses Fürwort jummende, jums und jüms. Indessen sind dafür in dieser Mundart auch die unbestimmten ein und wer üblich. Ich höre wen kommen. Es ist einer da.


Ich höre, daß sich wer, denselben anzustechen,

In einer Schrift erkühnt, Abel im übersetzten Boileau.


Siehe Mann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1432.
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