Jenseit

[1433] Jenseit, oder Jenseits, ein Nebenwort des Ortes, welches aus auf jener Seite zusammen gezogen ist, und daher auch die zweyte Endung erfordert. Da nahm ich euren Vater Abraham jenseit[1433] des Wassers, Joh. 24, 3. Er brachte die Syrer heraus jenseit des Wassers, 1 Sam. 10, 16. Und da sie ihn fanden jenseit des Meeres, Joh. 6, 25. Jenseit des Rheines, jenseits der Berge. Unerbittliche Gerichte drohen ihnen jenseit des Grabes. Im Oberdeutschen wird es gemeiniglich mit der dritten Endung verbunden, welches auch in der Deutschen Bibel mehrmahls geschiehet. Die jenseit dem Jordan liegt, I Mos. 50, 10, 11. Jenseit dem Wasser, 2 Sam. 10, 16. Von jenseits dem Meer, 2 Chron. 20, 2. Welches aber im Hochdeutschen ein Fehler ist.

Anm. In jenseits, welches im gemeinen Leben am üblichsten ist, ist das angehängte s das Zeichen des Nebenwortes. In der edlern und höhern Schreibart ziehet man die Form jenseit vor, außer wenn es absolute stehet, sie blieben jenseits, wo es das s dem Anscheine nach nicht entbehren kann. S. auch Diesseits.

Im Nieders. lautet es gunsiet, gunsiets, im Holländ. ginswaerts, ginderwaerts. Notker gebraucht dafür anderhalb, auf der andern Halbe, und noch jetzt ist dafür im Oberd. genhalb, enhalb, enthalb und aftert üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1433-1434.
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