Kämpfen

[1490] Kämpfen, verb. reg. neutr. mit haben, sich bemühen, seinen Gegner durch natürliche oder künstliche Waffen zu überwinden, sich Mann mit Mann schlagen. 1) Eigentlich, wo es so wohl von Menschen, als Thieren gebraucht wird, die Art und Weise[1490] der Waffen aber unbestimmt lässet; doch von Menschen nur noch in der edlen und höhern Schreibart. Jacob hat mit Gott gekämpft. Er kämpfte und siegte, Hos 12, 4, 5. Ein jeglicher, der da kämpfet, enthält sich alles Dinges, 1 Cor. 9, 25. Auch von mehrern, wenn sie Mann wider Mann streiten, daher es bey der heutigen Art Krieg zu führen für fechten, nur noch zuweilen in der dichterischen Schreibart vorkommt. Von Thieren ist es häufiger. Große Herren stellen oft Kampfjagen an, wo allereley wilde Thiere mit einander kämpfen müssen. Wenn sich zwey Hirsche mit einander stoßen, oder zwey wilde Schweine sich hauen oder schlagen, so heißt solches bey den Jägern kämpfen. Hingegen nennen sie es streiten, wenn sich ein Thier gegen die Hunde wehret. 2) Figürlich, einen Widerstand mit Anstrengung aller Kräfte zu überwinden suchen; besonders im sittlichen Verstande. Wider die Sünde kämpfen, Ebr. 12, 4. Beschämung und Reue kämpften in ihm mit der Freude und Hoffnung. Er mußte einige Jahre mit allem Elende des Mangels kämpfen. Mit was für fürchterlichen Geschöpfen der Einbildung kämpfest du? Ich fühle die ganze Verzweifelung, mit der er kämpfet. Der Aberglaube kämpft und flieht zugleich, Raml.

Das Hauptwort die Kämpfung ist nur in den Zusammensetzugen bekämpfen, erkämpfen u.s.f. üblich.

Anm. Bey dem Kero chamfan, im Nieders. kämpen, besonders von den Kampf- und Ringespielen der Landleute, im Dän. kämpe, im Wallis. campa, im Angels. campian, im mittlern Lat. campire. Die meisten Wortforscher leiten es von Kamp ab, ein zu einem Zweykampfe eingeschlossener Platz auf dem Felde, Lat. Campus, welches in dem mittlern Lat. gleichfalls das Gefecht selbst bedeutete. So wahrscheinlich diese Ableitung auch ist, so ist doch nicht zu läugnen, daß die Figur von dem Felde auf das Gefecht, ein wenig hart, und wider die Analogie der Deutschen Sprache ist; daher Wachters Ableitung, der es von Kam, Cham, welches in dem Salischen Gesetze eine Hand bedeuten soll, allemahl den Vorzug verdienen würde, wenn nur dieses Kam selbst erst erweislicher wäre. Die erste und eigentlichste Art des Kämpfens bestand doch nur in dem Ringen und Balgen mit Händen, in dem manus conserere. Das Nieders. kämpen, Maß und Gewicht eichen, hat allem Ansehen nach einen andern Ursprung; vielleicht von Kimme, kimmen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1490-1491.
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