Künstler, der

[1834] Der Künstler, des -s, plur. ut nom. sing. ein jeder, welcher eine Kunst ausübet, und so fern er dieselbe ausübet. Ehedem Künstner, Künster, bey dem Kero Listar, bey dem Willeram Listmester, von List, Kunst. Er ist ein zu großer Künstler im Betruge. In engerer Bedeutung legt man diesen Nahmen denjenigen bey, welche die schönen Künste üben, wie den Mahlern, Baumeistern, Tanzmeistern u.s.f. Nur von Dichtern und Rednern ist es ungewöhnlich. Auch läßt es sich in den Zusammensetzungen nicht überall da gebrauchen, wo das Stammwort Kunst hergebracht ist. Man sagt zwar Tonkünstler, aber nicht Tanzkünstler, Mahlerkünstler u.s.f. so wie es auch von andern Künsten sich nicht überall in die Zusammensetzungen schickt. Man sagt Tausendkünstler, Schwarzkünstler, und seit einiger Zeit auch Meßkünstler, Scheidekünstler und Zahnkünstler, aber nicht Barbierkünstler, Rechenkünstler, Fechtkünstler, Reitkünstler u.s.f. obgleich das einfache Wort sich von den meisten, doch auch nicht von allen, Personen dieser Art gebrauchen lässet. So wird man einen geschickten Bereiter, Fechtmeister, Rechenmeister nicht leicht einen Künstler nennen. Eben so eingeschränkt ist das weibliche Geschlecht, die Künstlerinn, welches man wohl von weiblichen Personen gebrauchen kann, welche eine oder die andere Kunst üben, oder darin erfahren sind, aber nicht von der Gattinn eines Künstlers.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1834-1835.
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