Kaiser, der

[1464] Der Kaiser, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Kaiserinn, plur. die -en, der Ehrennahme des höchsten weltlichen Oberhauptes, welcher demselben den Rang vor allen Königen gibt, und den ehemahligen Römischen Titel Imperator ausdruckt, ob er gleich aus Caesar gebildet ist. In Europa haben der Römische und der Türkische Kaiser diesen Titel hergebracht, wozu in den neuern Zeiten auch der Russische Kaiser gekommen ist. In Asien und Afrika bekommen mehrere, oft kleine, unabhängige Herren diesen Titel von den Europäischen Mächten, so wie ihn auch der König von Frankreich an den meisten morgenländischen Höfen erhält. In der engsten Bedeutung verstehet man unter dem Nahmen des Kaisers schlechthin, den Römischen Kaiser. Auf den alten Kaiser borgen oder zehren, auf Rechnung des verstorbenen Kaisers, d.i. Schulden machen, ohne Hoffnung, sie jemahls bezahlen zu können. Über des Kaisers Bart streiten, über eine unerhebliche Sache, de lana caprina; vielleicht als eine Anspielung auf die ehemahligen Streitigkeiten der Gelehrten über den Bart Kaiser Carls des Großen, wenn anders diese R.A. nicht älter ist.

Anm. Dieses Wort ist sehr früh aus dem Lat. Caesar in die Deutsche Sprache aufgenommen worden. Bey dem Ottfried Keisor, bey dem Notker Cheisar, bey dem Willeram Keiser. Erst die neuere Alemannische Mundart verwandelte das ei in das ihr eigenthümliche ai, und da diese Schreibart nunmehr den Schutz der Kanzelleyen hat, so wird man sie auch wohl behalten müssen, so fremd auch der Doppellaut ai den Hochdeutschen ist. In Nürnberg wird eine Art Lebkuchen Kaiser genannt, welcher Nahme von dem Kaiser Friederich herrühren soll, der eine Anzahl solcher Kuchen 1487 daselbst unter die Kinder austheilen lassen. Die Liebhaber der natürlichen Seltenheiten haben den schönsten Arten gewisser Blumen, Insecten, Muscheln u.s.f. gleichfalls den Nahmen Kaiser gegeben. Unter den Schmetterlingen führet der Papilio Phaphia L. diesen Nahmen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1464.
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