Katholisch

[1512] Kathōlisch, adj. et adv. welches aus dem Griech. καθολικος,und Lat. catholicus, in der christlichen Kirche aufgenommen worden. 1) In der weitern Bedeutung, für allgemein, wo man nur diejenigen Briefe des neun Testamentes, welche an keine besonderen Orte gerichtet worden, z.B. die Briefe Jacobi, Petri, Judä und Johannis, katholische Briefe zu nennen pfleget. 2) In engerer Bedeutung heißt die katholische Kirche oder die katholische Religion, diejenige, welche an kein Geschlecht, Volk, Alter, Zeit und Ort gebunden ist, sondern sich über das ganze menschliche Geschlecht erstreckt; in welcher, aber jetzt eben nicht üblichen Bedeutung, diese Benennung keiner Religions-Partey, sondern nur allein der unsichtbaren Kirche des neuen Testamentes zukommt. 3) In noch engerer Bedeutung wird die heutige Römische Kirche gemeiniglich die katholische, und ihre Religion die katholische Religion genannt; eine Benennung, welche von Theodosio dem Großen herrühret, welcher diesen Titel denjenigen Kirchen beylegte, welche der Nicänischen Kirchenversammlung folgten, und womit man damahls zugleich den Begriff der Rechtgläubigkeit verband; daher katholisch auch oft für rechtgläubig gebraucht wurde. Die Protestanten setzen zur Vermeidung der Zweydeutigkeit noch das Römisch hinzu; die Römisch-katholische Kirche oder Religon, ein Römisch-Katholischer, ein Glied dieser Kirche. Die ältern Oberdeutschen Schriftsteller übersetzen dieses Wort. So nennet Notker die katholische Kirche die allichu Christenheit, allelih prut Samenunga, den katholischen Glauben, allicha Gelouba. 4) Der katholische König, Se. katholische Majestät, ein Titel, welcher rechtgläubig bedeutet, und welchen jetzt die Könige von Spanien führen, und welcher erst seit dem Ferdinand und der Isabelle bey ihnen erblich geworden ist; ob ihn gleich schon Recared im Jahre 514 erhielt, weil er die Arianer verbannete. Die Könige von Frankreich und Jerusalem haben ihn von den Päpsten gleichfalls bekommen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1512.
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