Kunkel, die

[1830] Die Kunkel, plur. die -n, ein Oberdeutsches, im Hochdeutschen unbekanntes Wort, den Spinnrocken oder Rocken zu bezeichnen, welcher in Niedersachsen der Wocken heißt. Die Kunkel anlegen, einen Spinnrocken aus Flachs zusammen legen. Die Kunkel abspinnen. Figürlich, die Spinnstube. In die Gunkel oder Kunkel gehen, zum Spinnen zusammen kommen. Ingleichen das weibliche Geschlecht, dessen vornehmstes Werkzeug die Kunkel oder der Rocken ist, im Gegensatze des Schwertes oder des männlichen Geschlechtes. Daher die noch hin und wieder üblichen Zusammensetzungen, der Kunkeladel, der Adel von mütterlicher Seite, das Kunkellehen, das Weiberlehen, Spindellehen, oder Schleyerlehen, welches auch auf das weibliche Geschlecht fällt, und vielleicht noch andere mehr.

Anm. Im Nieders. ehedem gleichfalls Kunkel, im mittlern Lat. Concula, Iniclaris, im Ital. Conocchia, im Franz. ehedem Coloigne, Connoille, Conoingnole, Quelogne, jetzt Quenouille, im Wallis. Cogail. Wachter hält es für ein aus dem alten Konå, Weib, und dem Slavon. Kolo, Rad, zusammen gesetztes Wort, ungeachtet es nicht das Spinnrad, sondern nur einen Theil desselben bedeutet; Frisch aber leitet es eben so gezwungen von Concha, eine Muschel, her. Am wahrscheinlichsten ist die länglich runde oder kegelförmige Gestalt der Grund der Benennung, so daß es zu dem Geschlechte des Lat. Conus, des Deutschen Kegel und anderer ähnlichen Wörter gehöret, zumahl da auch das Wallis. Cogail kein n hat, welches in den meisten Wörtern ohnehin sehr zufällig ist. Die Sylbe -el bedeutet ein Ding, von welchem etwas gesagt wird, ein Subject, dessen Prädicat Kunk ist. Im Dithmarsischen ist Kunkelpip der Nahme einer weißen Grützwurst.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1830.
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