Lugen

[2128] * Lugen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, welches im Hochdeutschen unbekannt, aber noch in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist, wo es sehen, schauen, bedeutet.


So fueg dich

Auf die hohen platten und lug

Wenn der held Tewerdank kumbt darauf,

Theuerd. Kap. 47.


Daher ist im Oberd. Lug, Lueg, eine Warte, Specula, bey dem Ottfried Luage, anlugen, ansehen, auflugen, aufsehen, u.s.f. In der Oberpfalz nur lauen, daher unser lauern. Im Engl. ist to look gleichfalls sehen, und Look ein Bild, im Angels. locian, im Holländ. luchten sehen, im Griech. λοχαν,[2128] λοχευειν, beobachten. Es ist das Stammwort von unserm klug, schlau, vielleicht auch von den im gemeinen Leben üblichen ablugsen und belugsen, welche beyde aber auch die Ableitung von dem noch im Nieders. üblichen luken, ziehen, zupfen, leiden, und alsdann abluksen und beluksen geschrieben werden müssen. Mit mehrerer Gewißheit gehöret das bey den Bergleuten übliche laksen, lauern, hierher. Im Wend. ist lakacz gleichfalls lauern, und lukam spähen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2128-2129.
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