[20] Mähen, verb. reg. act. welches 1) * ehedem überhaupt schneiden, raufen, werfen u.s.f. bedeutete, wovon die Wörter Messer, metzeln, und mit voran gesetztem Zischlaute schmeißen, schmieden, Schmid u.s.f. noch Überreste sind. Hornegk nennt daher einen Wallach oder ein verschnittenes Pferd einen Maider, und in dem 1483 gedruckten Buche der Natur heißt es: ein Maden oder Kapaun ist ein Man, der seines gezeugs nit hat, welcher in einer andern Stelle Maget genannt wird. Eben daselbst kommt auch das Zeitwort meiden für verschneiden, castriren vor. Schon in dem Salischen Gesetze ist Porcus maialis ein verschnittenes Schwein. Wir gebrauchen es nur noch 2) in engerer Bedeutung in der Landwirthschaft, das Abhauen der Feldfrüchte und des Grases mit der Sense zu bezeichnen, welches, wenn es mit der Sichel geschiehet, schneiden genannt wird. Korn, Gerste, Hafer, Gras mähen. Die Wiese mähen, das Gras auf derselben abmähen. In Meißen ist dafür auch das Wort hauen üblich.
Das Hauptwort die Mähung ist nicht eingeführet; man bedienet sich dafür des Infinitivs das Mähen.
Anm. In der zweyten engern Bedeutung im Nieders. meyen, im Dän. meye, im Schwed. mäja, im Isländ. maa, im Griech. αμααν, απαμαν, abmähen, wo auch αμƞ die Sichel, und αμƞτος die Ernte ist. Ehedem hatte dieses Wort statt des h ein d oder t, wie das alte meiden, das Gothische maitan, das Isländ. meida, das Wallis. medi, das mittlere Latein. madere und das Latein. metere, alle in der Bedeutung des Mähens, welches sich auch in unsern Mahd, Mähder und Mähdig erhalten hat. In unserm Messer und dem Latein. Messis gehet es in den Zischlaut über, so wie der Hauch in dem Angels. mawan und Engl. to mow, mähen, in den Blaselaut übergegangen ist. Im Schwedischen ist må rupfen, raufen. Daß dieses Wort eigentlich die mit dem Hauen, Werfen, Schlagen u.s.f. verbundene Bewegung ausdruckt, erhellet theils aus dem Latein. movere, bewegen, (im Angels. ist mawan mähen) theils aus dem Dänischen, wo Meyere eine Art Insecten ohne Flügel ist, Phalangium Opilio L. welche diesen Nahmen um deßwillen hat, weil sich die Füße, wenn sie von dem Körper abgerissen worden, lange Zeit hin und her bewegen. S. auch Machen, Anm. 2. Mahlen, molere.