Maßliebe, die

[102] Die Māßliebe, plur. die -n. 1. Ein Nahme der Maserle, S. dieses Wort. 2. Ein Nahme verschiedener wild auf den Wiesen wachsenden Pflanzen. 1) Der Bellis L. welche auch Gänseblume, Marienblümchen, Margarethenblümchen, Angerblümchen, Zeitlose, Gichtkraut u.s.f. heißt, und wovon einige Arten auch in den Gärten gebauet werden. Wenn die Maßlieben und die Ringelblume von meinem Grabe dir winken, Geßn. 2) Einer Art der Wucherblume, Chrysanthemum Leucanthemum L. welche auch großes Gänsekraut und Ochsenauge genannt wird. 3) Der Dotterblume, Caltha palustris L. welche auch unter dem Nahmen der Goldwiesenblume bekannt ist. 4) Bey den neuern Schriftstellern des Pflanzenreiches auch ein Staudengewächs des mittägigen Europa, welches an den höchsten Felsen wächst und auch Kugelblume genannt wird; Globularia alypum L.

Da alle unter diesem Nahmen bekannte Pflanzen, die letzte ausgenommen, welche denselben bloß einer Ähnlichkeit wegen führet, auf unsern Wiesen einheimisch sind, so scheinet Maß hier so viel als Matte, Wiese, zu bedeuten, indem nichts gewöhnlicher ist, als daß in den Deutschen Mundarten t und s mit einander abwechseln; zumahl da die Dotterblume in einigen Gegenden ausdrücklich auch Mattenblume genannt wird, S. Matte. Aber wenn dieses Wort eine Art des Ahornes bezeichnet, so gehöret es zu Mase, Maser, und wird alsdann auch richtiger Masliebe geschrieben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 102.
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