Marter, die

[86] Die Marter, plur. die -n, der höchste Grad, oder doch dein sehr hoher Grad der Schmerzen, besonders körperlicher Schmerzen, figürlich aber auch der Schmerzen des Geistes. Sich von der Marter befreyen. Eine unaussprechliche Marter empfinden. Jemanden alle Marter anthun. Neue Martern für jemanden ersinnen. Verzweifle nicht unter den Martern einer verachteten Liebe. Wie vieler Unruhen und Martern überhebt uns die Demuth! Gell. In engerer und gerichtlicher Bedeutung wird auch die Folter oder Tortur die Marter genannt. Die volle Marter, die Spannung des Inquisiten auf die Leiter, welche an andern Orten der Zug genannt wird.

[86] Anm. Schon im Isidor Martira und Martirunga, im Notker Martero und Martro, wo es für Leiden überhaupt gebraucht wird, im Dän. Marter. Es ist ohne Zweifel aus dem mittlern Latein. Martyrium mit der christlichen Religion in die Deutsche Sprache gekommen, da es denn zunächst von den körperlichen Qualen gebraucht wurde, mit welchen man die ersten Christen zum Abfalle von der christlichen Religion zu bewegen suchte. S. Martern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 86-87.
Lizenz:
Faksimiles:
86 | 87
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika