Mohr (2), der

[261] 2. Der Mohr, des -en, plur. die -en, Fämin. die Mohrinn, ehedem Möhrinn, 1. Eigentlich, ein Einwohner des ehemahligen Mauritaniens, wegen der braunen oder bräunlich gelben Gesichtsfarbe; aus dem Lat. und Griech. Maurus. Nachdem diese aus Afrika in das westliche Europa eingefallen waren und sich daselbst festgesetzet hatten, nannte man erst diese, und hernach in[261] den spätern Zeiten nicht nur alle Muhamedaner in dem südlichen Theile Asiens und auf den Küsten und Inseln des Indischen Meeres, sondern auch die braunen Äthiopier wegen dieser ihrer Gesichtsfarbe Mohren. Die letztern kommen unter diesem Nahmen in der Deutschen Bibel mehrmahls vor. Wegen der großen Zweydeutigkeit dieses Wortes hat man in den neuern Zeiten angefangen, die Einwohner des ehemahligen Mauritaniens, oder die gesittetern nördlichen Afrikaner Mauren zu nennen, um sie von den Mohren in der folgenden Bedeutung zu unterscheiden; die Muhamedaner in dem südlichen Asien aber, welche größten Theils Araber von Herkunft sind, nennet man richtiger Muhamedaner, ungeachtet sie in vielen Reisebeschreibungen noch immer den Nahmen der Mohren führen. 2. Ein Mensch von ganz schwarzer Gesichtsfarbe mit krausen wolligen Haaren und dicken aufgeworfenen Lippen, dergleichen die Bewohner des südlichern Afrika, am Senegal, in Neu-Guinea und Congo, die Einwohner Monomotapa, Malakar, Malakka und einigen südlichen Inseln sind; welche auch unter dem Nahmen der Schwarzen oder Negern bekannt sind. Besonders pflegt man einen solchen ganz schwarzen Afrikaner, welchen vornehme Herren zu ihrer Bedienung halten, einen Mohren zu nennen. 3. Figürlich. 1) Eine Art Schmetterlinge, Papilio Antiopa L. 2) Einer Art Menschen von kleiner Statur, mit krausen Haaren und einer schuppigen Haut von blendend weißer Farbe, welche in einigen südlichen Gegenden angetroffen werden, hat man auf eine sehr uneigentliche Art den Nahmen der weißen Mohren gegeben. Die Spanier nennen sie Albino's, die Holländischen Reisebeschreiber aber Kakerlacken, andere Nachtmenschen. Außer ihrer weißen Haut unterscheiden sie sich auch durch den blassen, gelben, grauen oder röthlichen Stern im Auge, dem der schwarze Schleim mangelt, daher sie auch weder das Sonnenlicht noch ein helles Feuer vertragen können. Nach den zuverlässigsten Nachrichten sind sie mehr eine Art kranker und bresthafter Menschen, als eine eigene Menschengattung. 3) Der mineralische Mohr, in der Chymie, ein aus Metallen und Halbmetallen niedergeschlagenes schwarzes Pulver; Aethiops mineralis.

Anm. Dieses Wort, welches im Nieders. Moor und Moorjan, im Engl. und Dän. gleichfalls Moor lautet, stammet allem Ansehen nach aus dem Latein. Maurus her, welches zunächst einen braunen Mauritanier bedeutet, und das Griech. μαυρος und αμαυρος, dunkel, ist, zu dessen Verwandtschaft auch das Niederdeutsche mörk, dunkel, und Isländ. Myrkur, Finsterniß, und vermuthlich auch das Schwed. Mor, ein dicker Wald, gehören. S. auch Moor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 261-262.
Lizenz:
Faksimiles:
261 | 262
Kategorien: