Morgenroth, das

[288] Das Morgenroth, des -es, plur. car. die Morgenröthe, in der dichterischen Schreibart. Jüngst hab ich, als das Morgenroth kam, den ganzen Ort mit Kränzen geschmückt, Geßn. Wie lieblich glänzet das Morgenroth durch die Haselstauden am Fenster! ebend. Weiß und unschuldig wie die Lilie, wenn sie am Morgenroth sich öffnet, ebend. Eben dieser Schriftsteller gebraucht es auch auf eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Art ohne Artikel mit dem Zeitworte seyn. So bald es Morgenroth ist, sprach er, will ich an den Fluß hinauf gehen. Wie froh werd ich seyn wenn es Morgenroth ist! ebend. Bey dem Willeram und andern alten Oberdeutschen Mundarten im männlichen Geschlechte der Morgenrot. Im Holländ. Morghenrot, im Schwed. Morgonrodna. In den gemeinen Mundarten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes ist dieses Wort üblicher als das folgende Morgenröthe. Im Hochdeutschen aber kommt es, wie gesagt, nur in der höhern Schreibart vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 288.
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