[316] Munter, -er, -ste, adj. et adv. welches in einer doppelten Hauptbedeutung gebraucht wird. 1. Von der Bewegung. 1) Im Gegensatze des schläferig, im eigentlichsten Verstande, nicht mehr schläferig. Man ist munter, wenn man nach dem Schlafe die gewöhnliche Neigung zur Bewegung, so wohl dem Leibe als Gemüthe nach empfindet. Munter seyn. Jemanden munter machen, von der Neigung zum Schlafe befreyen; ihn ermuntern. Seyd munter und wachet. 2) Im Gegensatze des schläferig im figürlichen Verstande, einen vorzüglichen Grad der Fertigkeit zur Bewegung habend, und darin gegründet; im Oberdeutschen fanzig, im Nieders. tauger, wählig, kregel, terig, tirig, tanger, kask. Ein muntres Pferd. Ein muntrer junger Mensch. Muntre Augen. Ein Werk munter angreifen. Fein munter! ein Aufmunterungswort. Ingleichen mit dem Nebenbegriffe der gehörigen Gesundheit und Stärke des Leibes, der Quelle der Munterkeit. Der Alte ist noch sehr munter. Und in dieser Eigenschaft gegründet. Eine muntere Gesichtsfarbe. 3) Nach einer noch weitern Figur, als eine Eigenschaft des Geistes, Fertigkeit habend, die Wirkungen des Geistes schnell und mit Deutlichkeit zu vollbringen, und darin gegründet; gleichfalls im Gegensatze des schläferig. Ein muntrer Kopf. Ingleichen, einen geringern Grad desjenigen zu bezeichnen, was man sonst lustig nennet. Ein muntrer Scherz. Ein muntres Gedicht. Die muntre Schreibart. 2. Von Farben, wo man in einem gewissen Grade hohe und helle Farben muntre Farben zu nennen pflegt. In einem etwas höhern Grade nennt man solche Farben lebhaft. Beydes im Gegensatze des todt.
Anm. Munter druckt einen geringern Grad aus als lebhaft; ein höherer Grad von beyden ist lustig. Das Wort ist alt, denn das Zeitwort munteren, wofür wir jetzt ermuntern und im figürlichen Verstande aufmuntern sagen, kommt schon bey dem Willeram vor. Das Stammwort ist mähen und dessen Intensivum mahnen, so fern sie bewegen bedeuten. So fern es von der Farbe gebraucht wird, gehöret es zunächst zu Mond; beyde aber sind in der Bedeutung des Glanzes und der Helle weiter nichts als eine von der Bewegung hergenommene Figur.