Mustern (2)

[333] 2. Mustern, verb. reg. act. 1) Genau und stückweise besehen, um das Gute von dem Schlechten abzusondern, in verschiedenen[333] Fällen. Wenn die Zeuge aus den Fabriken kommen, so werden sie gemustert, im Oberd. beschauet, um zu sehen, ob sie auch die ordnungsmäßige Güte haben. Daher ist ausmustern, bey einer solchen Besichtigung ausmerzen. Am häufigsten wird es von den Truppen gebraucht, wenn sie besichtiget werden, ob sie die gehörige Beschaffenheit, Kleidung und Ausrüstung haben; in welchem Verstande es doch ehedem noch üblicher war, als jetzt. Die Revüen der heutigen Zeiten sind in die Stelle dieser Musterungen getreten. Die Truppen mustern. Er musterte seinen Zeug (sein Heer) zu Michmas, Es. 10, 28. Sopher, der Heerfürst, der das Landvolk zu mustern pflegte, Jer. 52, 25. Ingleichen figürlich, in der vertraulichen und komischen Schreibart, stückweise beurtheilen.


Ein Vogel aus Canaria

Ließ einst in Deutscher Luft sich nieder;

Gleich war ein Schwarm von Vögeln da

Und musterte des Fremdlings Lieder,

Michäl.


2) * Ausrüsten, besonders mit den nöthigen Kleidungsstücken versehen; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung, in welcher es nur in einigen gemeinen Sprecharten vorkommt. Sie hatte sich recht heraus gemustert, geputzt, heraus gekleidet. S. auch 1 Mausen.

Daher die Musterung, S. solches hernach besonders.

Anm. Im Engl. to muster, im Nieders. munstern, im Dän. mynstre, im Schwed. mönstra, im Holländ. mosteren; vermuthlich alle aus dem Ital. mostrare, und Latein. monstrare, zeigen. Im mittlern Lateine kommen so wohl Monstrum als auch Ostensio häufig für die Musterung der Truppen, die Revüe, vor. S. Muster.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 333-334.
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