Muthig

[338] Muthig, -er, -ste, adj. et adv. Muth habend, doch nur, 1) so fern dieses Wort in der dritten engern Bedeutung das glückliche Gefühl der gespannten Kräfte bedeutet, vorher gesehenen Hindernissen und Gefahren in Erwartung eines guten Ausgangs ohne Furcht entgegen gehend, und in dieser Gemüthsfassung gegründet; im Gegensatze des muthlos. Muthig in die Schlacht gehen. Ein muthiger eifriger Gefährte. Hier mußt du einen muthigen Entschluß fassen. Im Oberdeutschen ehedem muthsam. 2) So fern guter Muth in der dritten weitern Bedeutung ein freudiges Gemüth bedeutet, ist muthig munter, aufgeweckt, aus dem Gefühl seiner Kräfte, und diese Empfindungen durch äußere Bewegungen verrathend; im Gegensatze des unmuthig und muthlos. Ein muthiges Pferd. Muße und gutes Futter macht die Pferde muthig.

Anm. Bey dem Winsbeck mutie, bey dem Ottfried nur muat, im Nieders. modig, wo es aber auch stolz bedeutet, so wie das Angels. modig, in welcher Sprache auch modian stolz seyn ist. In den übrigen Bedeutungen des Wortes Muth, wo es die Gemüthsart und Gemüthsstellung überhaupt bedeutet, lautet das Beywort, wo es doch nur in Zusammensetzungen vorkommt, müthig, und im Nieders. mödig; demüthig, langmüthig, einmüthig, freymüthig, großmüthig u.s.f. Es scheinet daraus zu erhellen, daß diese erst lange nach muthig und dessen Gegensatze unmuthig gebildet worden, welches so wie Muth in der Bedeutung der Freudigkeit in Gefahren, vielleicht mehr ein Seitenverwandter von Muth, animus, als eine verschiedene Bedeutung ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 338.
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