Mutterseele, die

[349] Die Mutterseele, plur. car. ein nur in den niedrigen Sprecharten, so wie Mutterkind und Muttermensch, übliches Wort, eine einzelne Seele, d.i. einen einzelnen Menschen mit Nachdruck zu bezeichnen. Es war keine Mutterseele da, schlechterdings niemand. Sollte das wohl eine Mutterseele glauben? irgend ein Mensch. Man hat davon in Verbindung mit dem Worte allein auch das Nebenwort, mutterseelen allein, d.i. völlig allein, ganz allein, gleichsam so allein, wie ein von seiner Mutter verlassenes Kind, wofür man auch nur mutterallein sagt. In einigen Mundarten spricht man auch mutterselig allein. Wenn nicht die Abstammung von Seele, anima, zu erweislich wäre, so könnte man die letzte Hälfte in den Nebenwörtern als ein mit dem Lateinischen solus, allein, verwandtes Wort ansehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 349.
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