Nabe, die

[356] Die Nabe, plur. die -n, der hohle in der äußern Mitte erhabene Cylinder in einem Rade, welcher um die Achse läuft, und in dessen äußerm Umfange die Speichen befestiget werden; in einigen Gegenden der Nabel. In engerer Bedeutung wird nur der vordere Theil dieses Cylinders die Nabe genannt, da denn der mittlere erhabene Theil der Bock, und der hintere der Stoß heißt. Es scheinet, daß dieses Wort auch in dem Teich- und Wasserbaue einiger Gegenden eine Art Röhren bedeute; denn in einer gewissen Obersächsischen Schrift wurde der anstatt der Naben eingelegten einbohrigen Röhren, das Wasser in den Fischhalter zu leiten, gedacht.

Anm. Im Nieders. Nave und Navel, im Angels. Naf, im Engl. und Holländ. Nave, im Schwed. Naf. Es ist ein altes Wort von einem zahlreichen Geschlechte, welches überhaupt den Begriff des Hohlen hat, und wozu außer dem folgenden Nabel und Näber, unser Napf, das Lat. Navis, und mit veränderten Endlauten, auch Nache, Nuß u.s.f. gehören. Schon im Hebräischen bedeutet נבב etwas Hohles, Durchbohrtes. Da alle Wörter, welche eine Höhlung, Vertiefung bedeuten, auch zugleich eine Erhöhung bezeichnen, so gehören auch das alte Nabe, jetzt Schnabel, mit ihren Verwandten hierher, und es kann seyn, daß in der engern Bedeutung des vordersten Theiles der Nabe der Begriff der Hervorragung der herrschende ist. Im mittlern Lat. heißt die Nabe auch Modiolus, Franz. Mojeu, entweder eben so von Modius, 1 Muth, ein hohler Raum, oder von medius, Mitte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 356.
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