[412] Die Nagelprobe, plur. die -n, ein nur im gemeinen Leben üblicher Ausdruck, die Probe eines völlig ausgetrunkenen Glases oder Bechers zu bezeichnen, welche darin bestehet, daß man es umgekehrt auf den Nagel setzet, und den letzten Tropfen davon ableckt. Auf diese Art zechen nennet man in Franken auf ein Näglein trinken. In Churfürst Christians 2 Hoftrinkordnung heißt es: »Erst soll man trinken die herrschaftliche Gesundheit, darnach soll man bringen, den freudigen Bergmann mit dem Spruche, Glück auf! dann folgt die Nagelprobe mit dem Spruche: so hatten es auch die Alten im Brauch.« Schon die Römer tranken auf diese Art. Ad unguem patratum et perfectum, sagt Horaz. In den neuern Zeiten hat man das Lateinische Wort Supernaculum gebildet, die Nagelprobe, und die Gewohnheit auf diese Art zu zechen, auszudrucken, welches auch bey den Engländern üblich ist; to drink Supernaculum. In einem Französischen Trinkliede heißt es gleichfalls:
Ils (les Anciens) faisoient en les renversant
Un Supernacle Allemand.