Naschen

[432] Náschen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1) Zum Vergnügen, aus Lüsternheit von etwas essen, zur Lust in kleinen Bissen essen, im Gegensatze des Essens zur Nahrung oder aus Hunger. Von etwas naschen. Ich esse nicht, ich[432] nasche nur. 1) In engerm Verstande, aus Lüsternheit von einer verbothenen Speise essen. So sagt man von den Katzen, von dem Gesinde u.s.f. daß sie naschen, das Naschen nicht lassen können u.s.f. Figürlich bedeutet es auch, das andere Geschlecht aus Lüsternheit liebkosen.

Daher das Naschen. In den verwandten Sprachen kommt dieses Wort nicht vor. Es ahmet, wie schon Frisch vermuthet, den schmatzenden Laut nach, der bey manchen Leuten mit dem Essen schmackhafter Sachen verbunden ist, und ist mit nießen in genießen, nesen in genesen, und nähren verwandt, so fern sie insgesammt essen bedeutet haben. Ja wenn man das n als einen zufälligen Laut ansiehet, so gehöret auch essen zu dieser Verwandtschaft, S. Naschmarkt. Coler im Hausbuche gebraucht natschen ausdrücklich für schmatzen. In einigen Gegenden Englands ist daher nesh lecker, in andern nice. Im Finnländ. ist naskun schmatzen, im Lappländ. nyskom heimlich verschlingen, und mit vorgesetztem Zischlaute im Schwed. snaska schlingen, Dän. snatske. Die Niedersachsen gebrauchen für naschen slickern, sliren, Schwed. slicka, snötern, snopen, snuckern, da denn auch Snökerije, Snoperije, Slickerije, Näscherey, Slickerkost, Slickertüg und Snuckerbeten, Naschwerk, Snoper, Snopertaske, Slickertaske, Slickertan, ein Näscher, und snopern, snopsk, vernascht, ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 432-433.
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