Perrücke, die

[691] Die Perrǘcke, oder Perrúcke, plur. die -n, Diminut. das Perrückchen, aus dem Franz. Peruque, eine zierliche aus fremden Haaren verfertigte Bekleidung des ganzen Kopfes, entweder zur Bequemlichkeit, oder auch den Mangel eigener Haare zu ersetzen. Eine Perrücke tragen. Bey einigen lautet das Wort Parucke und Parücke, welches sich aber von dem Französischen zu sehr entfernet. Die Gewohnheit, den Mangel eigener Haare durch falsche zu ersetzen, ist sehr alt, und findet sich schon bey den Römern. Auch in Deutschland war sie zu den Zeiten der Schwäbischen Kaiser nicht selten, wo man ein solches Haargebäude eine Haarhaube nannte, S. dieses Wort. Indessen sind unsere heutigen Perrücken eine Erfindung der Franzosen, daher wir mit denselben auch den Französischen Nahmen angenommen haben, dessen Abstammung doch so ausgemacht noch nicht ist. In der Rothwälschen Diebessprache heißt eine Perrücke Purschaupel, welches die Etymologie nicht wenig erleichtern kann. Einige übertriebene Puristen in der Sprache haben den Französischen Nahmen auszumerzen gesucht, und dafür Haarmütze angerathen, womit sie aber nur verlacht worden. Der Nahme Mütze ist bereits zu niedrig geworden, als daß er sich ohne Ärgerniß von einem so feyerlichen Kleidungsstücke als die Perrücke ist, sollte gebrauchen lassen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 691.
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