Petschaft, das

[697] Das Petschaft, des -es, plur. die -e, ein kleines Handsiegel, welches man auf Siegelwachs oder Oblate drückt. Ingleichen das auf Siegellack oder Oblate abgedruckte Zeichen desselben; das Siegel. Einen Brief mit seinem Petschafte versiegeln. Das Petschaft eines Briefes erbrechen, wofür man doch lieber das Siegel sagt. S. auch Petschier.

Anm. Dieses Wort lautet im gemeinen Leben, obgleich minder richtig Pitschaft, im 15ten Jahrhunderte Bitschig, im 16ten Bütschet, Pitschet, im Böhm. Pecet (sprich Petschet.) Es ist immer noch am wahrscheinlichsten, daß dieses Böhmische, wie Frisch behauptet, das eigentliche Stammwort unsers nunmehr Deutschen Petschaftes so wohl als des folgenden Petschieres ist, welche unter Carls IV Zeiten in den Kanzelleyen und nach und nach auch außer denselben gangbar geworden, ein kleineres Handsiegel zum Unterschiede von dem größern Kanzelleysiegel zu bezeichnen. Wenigstens hat es sich vor dem 15ten Jahrhunderte im Deutschen noch nicht finden wollen. Die Endsylbe et, mit welcher dieses Wort noch im 16ten Jahrhunderte gefunden wird, ist nachmahls in -ast übergegangen. Das Stammwort des Böhmischen Petschet ist das Zeitwort petschati, drucken, welches zu dem auch im Deutschen zahlreichen Geschlechte der Wörter patschen, butzen, stoßen, batten, schlagen, stoßen, Bätz, eine Ramme u.s.f. gehöret.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 697.
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