[720] Der Pfènnig, des -es, plur. die -e. 1. Ein Nahme einer Münze und eines Gewichtes. 1) Einer Münze. Ehedem wurde eine jede Münze zuweilen ein Pfennig genannt, und noch jetzt kommt zuweilen eine Schaumünze, eine Gnadenmünze, eine Denkmünze u.s.f. unter dem Nahmen eines Schaupfenniges, Gnadenpfenniges und Denkpfenniges vor. Auch die Bractcaten oder Blechmünzen wurden vor diesem sehr häufig Blechpfennige genannt. Die Albus oder halben Batzen hießen ehedem Weißpfennige, und kommen noch jetzt zuweilen unter diesem Nahmen vor. Luther nennt Joh. 6, 7, und Marc. 6, 37 die Denare[720] Pfennige, wofür er doch in andern Stellen richtiger das Wort Groschen gebraucht. Heut zu Tage ist der Pfennig eine Art der kleinsten Scheidemünzen, welche doch auch nicht überall von einerley Werthe ist. Im Mecklenburgischen werden die Häller Pfennige genannt. In Oberdeutschland hat man leichte Pfennige, deren zwölf auf einen Kaisergroschen gehen, und schwere Pfennige, deren zwölf einen guten Groschen machen. Die letztern werden in Ober- und Niedersachsen und in einem großen Theile Oberdeutschlandes nur Pfennige schlechthin genannt. Drey Pfennige, sechs Pfennige u.s.f. nicht Pfennig, wie wohl bey andern Münzarten mit Zahlwörtern üblich ist. Er hat mich bey Häller und Pfennig bezahlt, völlig. Ich gebe keinen Pfennig mehr, nichts mehr. In Schlesien hält ein Denar oder Pfennig, denn beyde sind daselbst gleichbedeutend, 11/2 Häller, dagegen in andern Ländern 2 Häller auf einen Pfennig gehen. Figürlich werden im gemeinen Leben die versteinerten Heliciten, welche zu den vielkammerigen um den Mittelpunct gewundenen Schnecken gehören, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, versteinerte Pfennige oder Pfennigsteine genannt. Auch die kleinen versteinerten Chamiten, welche bey Brattenburg sehr häufig gefunden werden, sind aus eben dieser Ursache bey dem gemeinen Manne unter dem Nahmen der Brattenburgischen Pfennige bekannt. 2) Ein Gewicht. (a) In dem Handelsgewicht ist der Pfennig durch ganz Deutschland der vierte Theil eines Quentes, und zwey Häller machen auch hier einen Pfennig, so daß ein Quent 4 Pfennige, oder 8 Häller hat. (b) In einigen Gegenden ist es in den Gold- und Silbergewichten der zwölfte Theil einer Mark, da denn der Pfennig 11/3 Loth ist, und wiederum 24 Groschen oder Grän hält. c) Im Hüttenbaue ist das Pfenniggewicht eine besondere Art des Probiergewichtes, wo die Mark in 156 Theile getheilet wird, zum Unterschiede von dem Centnergewichte, Markgewichte und Karatgewichte. Das Brandsilber und die Pagamente werden nach diesem Gewichte probieret.
2. In weiterer Bedeutung wird dieses Wort oft für Geld überhaupt gebraucht, wo es denn bald im Singular allein, bald aber auch im Plural allein stehet. Ehedem war es in dieser Bedeutung überaus gangbar; jetzt kommt sie nur noch in den Zusammensetzungen Beichtpfennig, Pathenpfennig, Nothpfennig, Ehrenpfennig, Zehrpfennig, Haftpfennig, Miethpfennig, Reisepfennig u.s.f. und im Plural in Mutterpfennige vor. S. auch viele der folgenden Bedeutungen.
3. * In noch weiterer Bedeutung wurde es ehedem von einer jeden Waare, von dem Vermögen, und kurz von allem, was Geldes werth war, gebraucht. In diesem Verstande ist es gleichfalls veraltet, man müßte denn die noch bey den Steuern und Auflagen übliche R.A. der fünfte, vierte u.s.f. Pfennig, dahin rechnen, worunter man bald den so vielsten Theil des sämmtlichen Vermögens, bald nur denselben Theil von dem Werthe der liegenden Gründe verstehet. Ihre beweiset, daß diese Bedeutung ehedem auch in Schweden gangbar gewesen. So heißt es z.B. in dem alten Helsingischen Gesetzbuche: Säter man jord i wäd adihom fore korn aeller adhra peninga, wo das Korn mit unter die Pfennige, d.i. Geld, gerechnet wird. Und in dem Westgothischen Gesetzbuche: Giwer madher kono sinni gard til hindradax giöf, med allum paenningum them, ther i äru, wenn ein Mann seiner Frau zum Heirathsgute ein Landgut mit allen dazu gehörigen Pfennigen (d.i. beweglichen Gütern) gibt; wo im folgenden das Wort Godz, Güter, gebraucht wird. In dem mittlern Lat. wurde Pecunia, so wie im Deutschen ehedem Geld, auf ähnliche Art von einem jeden beweglichen oder unbeweglichen Gute gebraucht. So veraltet auch diese Bedeutung ist, so wichtig ist sie doch bey Erforschung der Abstammung dieses Wortes.[721]
Anm. Dieses alte Wort lautet bey dem Ottfried, der es schon für Geld überhaupt gebraucht, Pfening, oder vielmehr, wie in den Handschriften nach Schilters Versicherung in den Anmerkungen zum 3ten B. Kap. 14 gelesen wird, Pending, Penthing, Pfentinc; bey dem Willeram Phenning, im Tatian, wo es für Silberling steht, Phenningo, noch im Deutschen bey vielen Pfenning, im Angels. Penig und Pening, im Engl. Penny und im Plural Pence, im Schwed. Penning, im Isländ. Penningur, im Slavon. Pencz, im Ungar. Penz, im Pohln. Pieniacz. Die Abstammung dieses Wortes ist noch nichts weniger als ausgemacht. Die letzte Sylbe ist unstreitig die Ableitungssylbe -ing oder -ig, welche ein Ding, ein Subject bedeutet, von welchem etwas gesagt wird. Nur die erste Hälfte, welche das Prädicat enthält, ist noch dunkel. Die Wortforscher, welche sich mit diesem Worte beschäftiget haben, theilen sich vornehmlich in zwey Classen, wovon die eine die erste Bedeutung einer geprägten Scheidemünze, und die andere die letzte Bedeutung einer Waare, eines Gutes, für die erste und ursprüngliche hält, und darauf ihre Etymologien gründet. Um hier nur einige der vornehmsten anzuführen, so ließ Slinner es von dem Lat. Pecunia durch eine Versetzung der Buchstaben abstammen. Goldast leitete es sehr seltsam von behändig ab, und behauptete, das Geld wäre wegen seiner Bequemlichkeit im Handel und Wandel so genannt worden. Viele unter den Deutschen lassen es von Pfanne abstammen, und setzen voraus, daß die Hohlmünzen, welche man im gemeinen Leben auch wohl Schüsselpfennige zu nennen pflegt, zuerst und eigentlich diesen Nahmen geführet. Verelius legte das alte Schwedische paena, ausdehnen, prägen, zum Grunde, welches mit unserm Pein verwandt ist, S. dasselbe. Wachter läßt es von dem alten und noch jetzt im Wallisischen üblichen Pen, ein Kopf, abstammen, weil auf die ersten in Deutschland bekannt gewordenen Münzen der Kopf des Kaisers gepräget war. Was diese Ableitung wahrscheinlich macht, ist theils, daß auch Münze seinen Nahmen von dem Gepräge hat, theils aber auch, daß in der Schweiz ein Pfennig Angster genannt wird, d.i. Angesichter, gleichfalls von dem darauf geprägten Kopfe oder Angesichte. Frisch ist für das Latein. pendo, Schilter aber, der sich auf Ottfrieds Schreibart Penthing und Pfentinc, und auf das Dänische Pendig für Pfennig gründet, leitet es von Pfand, Pignus, ab, und erkläret es, der letzten Bedeutung zu Folge, durch ein bewegliches Gut, welches die Stelle eines Pfandes vertreten kann. Und dieser Ableitung pflichtet auch Ihre bey, welcher mit mehrern Stellen beweiset, daß Pfennig ehedem ein jedes bewegliches Gut bedeutet habe. Ja noch jetzt bedeutet Penning im Isländischen das Vieh, daher es in der Isländischen Bibel Isel 1 heißt: O huersu peninguren styner! o wie stöhnet das Vieh!